Das Festival »Starke Stücke« läuft vom 17. bis 28. März auf vollen Touren

Zurück auf normal, zumindest für die Macher. Denn das von der KulturRegion FrankfurtRheinMain geleitete 28. Theaterfestival für junges Publikum »Starke Stücke« hat mit über 100 Vorstellungen von 21 Inszenierungen mit Ensembles und Gruppen aus neun Ländern an über 20 Spielorten in der Region wieder vorpandemische Ausmaße erreicht.
Wie normal das Theatermachen sich jetzt in der Praxis gestalten wird, muss sich erst zeigen. Und das nicht nur, weil sich jeden Tag wieder Neues ergeben kann, sondern auch, weil viele Schüler nebst Schulen und Lehrern nach der zweijährigen Abstinenz erst wieder den Kontakt zum Theater finden müssen. Allerdings stehen die Zeichen dafür gut: Die Schulen seien wegen der vielen Beschränkungen, denen sie zum Teil ausgesetzt sind, teils richtig dankbar für das Angebot, beobachtet Marina Andrée von der KulturRegion. Immerhin kamen bisher so um die 9.000 Kinder und Jugendliche zum Festival. Auch das neue Programm umfasst Stücke für Kleinkinder bis zu solchen für 14-15jährige.
Wie gehabt spannt sich das Spielfeld auch in diesem Jahr von Aschaffenburg bis nach Flörs- und Rüsselsheim und von Darmstadt bis Bad Homburg und Friedberg. Dass Frankfurt bei der Neuauflage des Festivals etwas mehr als sonst im Fokus stehen wird, liegt daran, dass die von der Stadt immer noch nicht abgesegnete künftige Spielstätte für Kinder- und Jugendtheater im Frankfurter Zoogesellschaftshaus dauerbelegt werden wird. Gleich drei Stücke werden hier aufgeführt, ein deutliches Signal an die Politik, was man hier von ihr erwartet.
Eröffnet wird das Festival in diesem Jahr in der Jugendkirche Sankt Peter mit der Kölner »performing:group« und ihrer Schau »Spectacular Failures« (ab 13). Drei Tänzerinnen und ein Tänzer gehen hier typischen Situationen nach, in denen es – Stichwort Selbstoptimierung – um Anpassung und um Erwartungen in Gruppen geht: Wie kriege ich die Aufmerksamkeit, die ich brauche, und wie kann ich sie steigern? Nur keine Fehlermachen!, mahnt da der Titel: Scheitern ist in diesem schrillen Tanztheaterstück keine Option.
Apropos Tanz. Wenn es denn einen Trend gibt bei den »Starken Stücken 2022«, dann ist das die deutliche Zunahme von averbaler körperlicher Kommunikation durch Gestik, Tanz und Performance. So auch im Mousonturm, wo einmal mehr Jetse Batelaan mit seinem Theater Artemis zu Gast sein wird. Das Stück »Tanz ist die tolle rhythmische Bewegung zur Musik« (ab 12) wird sogar als Uraufführung zu erleben sein. Im Theaterhaus lädt Benoit Sicat mit zwei Musikern Kinder ab zwei Jahren in den »Wald voller Klänge« ein. Bei »Do-Re-Mi-Ka-Do« verwandeln die beiden holländischen Tänzerinnen von De Stilte für Kinder ab zwei Jahren ihre Bewegungen in Musik. In der Eschborner Kleist-Schule, aber auch im Bockenheimer Titania ist das finnische Livsmedlet Theater mit »Invisible Lands« (ab 14) zu sehen, einem Klassenzimmerformat mit Miniaturfiguren, für die die Körper der beiden Performer zu fremden, abenteuerlichen Landschaften und schwer überwindbaren Fluchtwegen werden.
Allein mit dem Spiel von Licht und Schatten weiß das italienische Stück »Amarbari« zu bezaubern: Das ist der Name eines Hauses, in dem jeder willkommen ist, und in dem man auf alle möglichen Reisen geht. Gastgeber der Reise ist eine Gruppe aus Rom, die sich tatsächlich Unterwasser Theatre nennt und leider nur in Friedberg, Obertshausen und Eschborn Station macht. Aber für alle, die da wohnen und mindestens drei Jahre alt sind, öffnen sich Welten.
Eins noch, auch eine Reise, aber dieses Mal per Tanz durch das Zoogesellschaftshaus: Das norwegische Panta Rei Danseteater nimmt das Publikum mit »Moving Solos« mit zu einer stimmungsvollen und aufregenden Promenaden-Performance, in der sechs Tänzer*innen Solostücke unterschiedlicher Choreograf*innen im und um das Terrain des künftigen Stadttheaters für Kinder und Jugendtheater erkunden um zu einem interaktiven Finale im Herzen des Gebäudes zu finden.
Über die »restlichen« 15 Stücke, zu denen auch die Heimspiele aus den regionalen Theatern gehören, macht man sich am besten auf der Homepage schlau, wo alle Termine und das gesamte Programm nebst aller Künstler und Künstlerinnen und vor allem spannende Trailer zu allen Aufführungen einsehbar sind. Hier finden Interessierte auch die Workshops, die sie brauchen. Und alle Sonderveranstaltungen, die unabdingbar für die Starke-Stücke-Tage sind, wie der französische Abend im Theaterhaus, der Welttag des Theaters für junges Publikum oder die Werkschau »SpielRäume – eine theatrale Hausbesetzung« mit Frankfurter Schüler*innen – im Zoogesellschaftshaus. War ja klar.

Winnie Geipert (Foto: Invisible Lands, © Permilla Lendgren)

www.starke-stuecke.net

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