4. Tanzfestival Rhein-Main (31. Oktober – 17. November): »Moving beyond«

Den ganz großen Zauber verströmt das Tanzfestival 2019 zwar noch nicht, doch sollte das hochklassige und breitgefächerte Programm die Tanz-Fans der Region in einen kollektiven 14-tägigen Tanzrausch versetzen können. »Moving beyond«, so das Motto, impliziert nicht nur die Ortswechsel eines Flächenfestivals. Insgesamt 14 tanzchoreografische Darbietungen stehen in Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt und nun auch in Offenbach an, dazu gibt es Workshops, Trainings und als Kulminationspunkt den Tanztag Rhein-Main.
Ein, wenn nicht DER Höhepunkt der vierten Auflage des Festivals dürfte gleich zum Auftakt der Auftritt der mexikanischen Gruppe Ceprodac mit Damien Jalets Choreografie »Omphalos« werden. Der belgisch-französische Tanzregisseur, der kürzlich auch für Madonna arbeitete, war bereits 2011 bei den Maifestspielen in Kooperation mit Sidi Larbi Cherkaoui und der Eastman Cie mit »Babel« präsent und seine den Bataclan-Anschlag verarbeitende Choreografie »Thr(o)ugh« mit dem Hessischen Staatsballett 2017 war für den Theaterpreis Faust nominiert. Mit »Omphalos« versucht Jalet sich nun an einem Brückenschlag zwischen Mythen indigener Völker und »den Ruinen der modernen Zivilisation« (Programm). Dafür nimmt eine riesige Satellitenschüssel die Bühne ein, auf der, von vier einschwebenden Adlerfiguren erweckt, 16 Tänzer zu den E-Klängen von Marahiko Hara und Ryuichi Sakamoto aus einem larvenartigen Zustand sich ins Menschsein befreien. »Befremdlich schön und beängstigend wahrhaftig« so die FAZ. Das Stück eröffnet das Festival bereits am 31. Oktober in Darmstadt und gastiert auch am 15. November im Ludwigshafener Pfalzbau.
Jalets belgische Landsfrau Lisbeth Gruwez verbindet als »Spotlight« des Tanzfestivals die Veranstaltungsorte miteinander. Zwei Gruppenarbeiten mit ihrem Ensemble Voetvolk – »The Sea Within« in Darmstadt, »AH/HA« im Mousonturm, – eine tranceartiges Solo in der Wiesbaden (»Lisbeth Gruwez dances Bob Dylan«) und die als »hypnotische Arbeit« angekündigte Videoinstallation »Penelope« im Frankfurt LAB stehen an.
Weitere Gäste sind Danza Contemporánea de Cuba (Bild oben) mit einem dreiteiligen Tanzabend, Tümay Kılınçel (»Dansöz«), das Duo Hicks & Bühler (»Strange Loops«), die Geneva Camerata (»Dance of the Sun«), Flora Détraz & Cie Pli (»Muyte Maker«), Cyril Baldy (»Variation(s) for a few« s. Bild unten), Flora Holzinger und das Hessische Staatsballett mit Tim Plegges neuer »Nussknacker«-Inszenierung. Im aufwändigen Programmheft ist über Termine, Stücke, Spielorte und Zeiten hinaus zu erfahren, wie und wann man per Bus auf »Dancing Wheels« von einem Ort zum anderen kommt.
170 Schnupperkurse in allen erdenklichen Tanzstilen stehen am 16. November in zwölf Städten auf dem Programm des »Tanztag Rhein-Main«. Gesteigert ist das Angebot für Kinder ab drei Jahren, aber auch Senioren oder Menschen mit Behinderung kommen in Bewegung. Mit dabei sind Bad Homburg, Darmstadt, Eschborn, Frankfurt, Friedberg, Friedrichsdorf, Hofheim, Kelkheim, Mörfelden-Walldorf, Neu-Ansbach, Offenbach und Wiesbaden. Den Abschluss bildet wie gehabt ein Tanzfest im Mousonturm ab 19 Uhr.

Gernot Gotthardt
(Foto: Danza Contemporánea de Cuba
© Adolfo Izquierdo)
www.tanzfestivalrheinmain.de

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