7. Rhein-Main-Tanzfestival bis 13. November in Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden

Das 7. Rhein-Main-Tanzfestival sollte mit Erscheinen dieser Strandgut-Ausgabe in vollem Gange sein. Gleichwohl ist es für »Murmuration«, das Darmstädter Auftaktstück der kanadischen Eistanzgruppe »Le Patin Libre«, vielleicht noch nicht zu spät. Es wird am 31. Oktober in der Frankfurter Eissporthalle noch einmal gezeigt. »Murmuration, der Vogelschwarm verspricht eine spektakuläre Choreografie, die mit den Mitteln des zeitgenössischen Tanzes das Flugverhalten der Stare zu erschließen sucht – und die gewiss nichts mit Holiday on Ice oder dem Cirque du Soleil zu tun hat, der zeitgleich (9.–13.) in Frankfurt gastiert.
Da sind denn auch die beiden Kuratoren des Festivals vor. Anna Wagner (Mousonturm) und Bruno Heyndericks (Hessisches Staatsballett) wollen schließlich unter dem interpretierbaren Motto »re:shape«, (umformen, neu denken) Bewegungsformen erlebbar machen, die bisher nicht zum Kanon des europäischen Bühnentanzes gehören. 16 weitere Produktionen umfasst das bis 13. November gespannte Programm, das mit mehr als 30 Aufführungen in Darmstadt (Staatstheater), Frankfurt (Gallus Theater, Frankfurt LAB, Mousonturm), Offenbach (Parkside Studios) und Wiesbaden (Staatstheater, Wartburg) gastiert, flankiert von Workshops, Gesprächen und Warm-ups mit Profis. Strahlendes Zentrum aller Aktivitäten wird der traditionelle Tanztag am 5. November sein, der sich bis nach Bad Homburg, Schneidhain, Hanau und Langen erstreckt, und als eine Art Tag der offenen Türen von Tanz- und Ballettschulen der Region mit rund 130 Workshop-Angeboten und dem großen Tanzfest im Mousonturm aufwartet. Nicht zu unterschätzen ist die Unterstützung, die der Kulturfonds Frankfurt RheinMain dem Ereignis bereits im dritten Jahr gewährt.
Spotlight-Künstlerin der diesjährigen Ausgabe von »TRM« ist die zwischen Frankreich und Abidjan pendelnde ivorische Choreografin Nadia Beugré. In »Entre deux« (Darmstadt, 4./6. November) dekliniert ihr achtköpfiges Ensemble mit extremem Körpereinsatz über alle Gendergrenzen hinweg zwischenmenschliche Nähe jenseits der Romantik auf einem Kunstblumenmeer. In der Wartburg (7. November, 19.30 Uhr) stellt Beugré ihre schon 2012 entwickelte Solo-Performance »Quartier Libres« vor, die den gewaltförmigen Bedingungen des Kampfes der Frau um Freiheit nachgeht.
Hervorheben wollen wir den Auftritt der heute im Exil lebenden Pionierin des unabhängigen chinesischen Tanztheaters Wen Hui mit dem Stück »I am 60« am 9./10. November (20 Uhr) im Mousonturm. In ihrer sehr persönlichen Arbeit präsentiert Hui ihren Körper als Ort der kollektiven Erinnerung nicht zuletzt an die Freiheits- und Emanzipationsbewegungen ihres Landes. Dazu verwendet Hui Szenen aus Stumm- und Tonfilmen aus dem Shanghai der 30er Jahre.
Ein martialisches Zitat des chinesischen Staatsführers Xi Jinping zu Protesten in Hongkong liegt der Choreografie von Jan Martens zugrunde, die das Verhältnis von Sprache und Gewalt thematisiert. Ein 17 bis 70 Jahre altes Ensemble tanzt in »Any Attempt will end in crushed bodies and shattered bones« um die Freiheit und das Recht, anders zu sein. (12. November, Darmstadt 19.30 Uhr).
Weiter im November-Festivalprogramm sind das Hessische Staatsballett mit »Vertigo« (WI, 2./12.), Tümay Kilincel mit »We Love 2 Raqs« (F, 1./2./3.), Núria Guiu mit » Cyberexorcism« (F, 3./4.), Hannah Shakti Bühler & Simon Mayer mit »Somatic Tratata« (DA, 4.), Hicks & Bühler »Der Klumpen« (OF, 5./6./7.), Paula Rosolen »Aerobics!« (DA, 6./7.), Lee/Vakulya mit »Burnt« (WI, 8./9.), Collective Dope & Jenna Jalonen mit »Beat ‚I Just Wish To Feel You« (WI, 9./10.), Michael Turinsky mit »Soiled« (F, 10./11.) und Eun-Me Ahn »Dragons« (DA, 13.). Genaue Orts- und Zeitangaben finden sich ebenso unter dem nachstehenden Link wie der Kartenverkauf und die Preisinformationen.

gt / Foto: © Mili November
www.tanzfestivalrheinmain.de

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