Can I live? Can I live? Can I fucking live? Die Fotografie-Triennale RAY und ihre Ausstellungen

Die mittlerweile zum vierten Mal stattfindende Fotografie-Triennale RAY wird zwischen dem 3. Juni und 12. September die künstlerischen Räume und Debatten in Frankfurt und Rhein-Main füllen und befeuern – diesmal steht der Ausstellungsmarathon unter dem Thema »Ideologien«. An elf Ausstellungsorten gleichzeitig werden herausragende künstlerische Foto-Produktionen gezeigt: Den Anfang machten die Opelvillen in Rüsselsheim mit ihrer überragenden Ausstellung zu Lee Miller (s. Strandgut April) und es geht im MMK im Zollamt weiter mit der ersten Einzelausstellung der richtig aufregenden US-amerikanischen Künstlerin Ja’Tovia Gary in Europa. Sie wird in ihrer im Jahr 2019 entstandenen Giverny Suite den ideologischen Blick auf den schwarzen Frauenkörper als Exotismus entlarven und schwarze Lebenswirklichkeiten zeigen.
Die TU Darmstadt lädt ein, die Fotografin und Reporterin Hilde Roth kennenzulernen und ihre Arbeiten zu betrachten, die ein Schlaglicht auf die Nachkriegsära bis hin zu den 1980er Jahren werfen; es ist eine bebilderte Zeitreise durch den Lebensalltag in Darmstadt. Die Fotografien sind im Kunstforum der TU zu sehen.
Installationen von Eva & Franco Mattes unter dem Titel »Human-in-the-loop« präsentiert der Nassauische Kunstverein Wiesbaden. Sie untersuchen in ihrer Arbeit das Internet als nur scheinbar und vorgeblich freien und utopischen Ort, der für sie vielmehr eine Konstruktionsbühne für Ideologien ist. Zusammen mit der Abschmelzen der Grenze zwischen »Privatem« und »Öffentlichem« bietet er neue Einfallsmöglichkeiten für Ideologien, so ihre These. Und die Internetnutzer*innen sind nicht nur Empfänger von Daten, sondern auch verbreitende Sender in einem grenzenlosen öffentlichen Raum.
Spannend hört sich auch das Vorhaben des Stadtmuseums in Hofheim an, das einen fotografischen Dialog von Nicole Ahland und Sybille Fendt mit Marta Hoepffner in Szene setzen wird und sich damit ein bisschen in die Geschichte der Fotografie versenkt. Marta Hoepffner war eine Pionierin des fotografischen experimentellen Schaffens unter dem Licht des Bauhaus und des Werkbund. Willi Baumeister war ihr Lehrer am Städel, sie war Dada verbunden und dem Konstruktivismus. (Ausstellungsdauer in diesem Fall am 6. Juni bis 1. August)
Die Deutsche Börse Photography Foundation beteiligt sich mit dem Projekt »Us and Them«, in dem verschiedene Künstler*innen sich mit dem Thema der Ausgrenzung in totalitären Systemen und der Entstehung rassistischer Feindbilder auseinandersetzen.
Das Studio Naxos hat in seinem Parcours-Projekt »Der Rache nicht« bereits die Spur gelegt: Das Museum Giersch wird sich ab dem 22. August den beiden Schwestern Nini und Carry Hess widmen, die zu den herausragenden Fotokünstlerinnen der Weimarer Republik zählten. Paul Hindemith, Thomas und Katia Mann und Mary Wigman ließen sich von ihnen porträtieren, sie unterhielten enge Beziehungen zur Frankfurter Theaterszene. 120 Originalfotografien werden hier erstmalig zu sehen sein. Was für ein Schatz!
Dabei sind weitere Hochkaräter wie: DZ Bank Kunstsammlung, das Museum für Angewandte Kunst (Thema: Medienbild Afrikas), das Fotografie Forum, das Historische Museum Frankfurt.

as (Foto: Qiana Mestrich (*1977 US)
The Right to Wear War, 2020, aus der Serie Thrall
© Qiana Mestrich, Courtesy: sepiaEYE Gallery, NY)
Informationen und Newsletter: www.ray2021.de

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