Caricatura Museum: Wie Beck das Wort im Mund umdreht

Moby Slim in den Serpentinen

Von einer Kategorisierung in ost- und westdeutsch halte er nicht viel, leitet Detlef Beck (Künstlername »BECK«) seine Vorstellung ein. Komischerweise weist der 1958 in Leipzig geborene Zeichner im Haus für Komische Kunst fortan permanent auf seine Ossi-Mentalität, Ossi-Herkunft und Ossi-Humor – ohne das komisch zu meinen. Und natürlich ist er mächtig stolz, »als erster Ossi« in der von Chef Achim Frenz stets als »schönstes Museum der Welt« apostrophierten Kultstätte ausgestellt zu werden.
Tatsächlich wird man beim Betrachten der um die 400 Zeichnungen, Prints und Plakate das Gefühl nicht los, ein solcher Humor brauche seine eigenen soziohistorischen Bedingungen, um zur Blüte kommen zu können. Beck arbeitet für »Die Zeit«, für »taz«, »Natur« und viele andere. Das ihm zufolge »unterschätzte« Periodikum »Readers Digest« führt sogar eine eigene BECK-Seite.
Zu sehen sind im Caricatura-Museum nur Arbeiten aus den vergangenen 15 Jahren, wobei sofort auffällt, dass der Leipziger sich darauf kapriziert, Alltag und Umgangssprache auf ihren absurden Kern abzuklopfen, politische Tageskommentare aber eher meidet. Selbst da, wo es den Anschein hat, wie bei dem im Dezember entstandenen Cartoon, der am Eingang zum Flüchtlingszelt einen wohlgekleideten Deutschen fragen lässt, ob er eintreten dürfe, er fliehe vor seiner Familie, ist die Pointe allein im Wortspiel begründet. Aber bieder – um das Wort ostdeutsch zu vermeiden – klingt das an dieser Stelle auch.
Es gibt viele bessere und noch mehr witzigere Cartoons in der sich über zwei Stockwerke streckenden schönen Schau. Der abfällige Kommentar der Kneipenkellnerin zum Schankwirt etwa über den einzigen eine Bestellung anzeigenden Gast am fernen Tisch: »Ach was! Der kommt doch nur, um sich bedienen zu lassen!« Da kommen Mitropa-Erinnerungen auf. Becks Hang zur Groteske offenbart der an einer Haltestelle mit zeternden Wartenden vorbeituckernde Bus: »Bus-Günther will heut allein sein« steht darunter. Oder der Kommentar von Katze zu Katze zum futuristischen Katzenbau: »Hier wohnt Miez van der Rohe.« Ein wiederkehrendes Motiv ist der Dialog in einem aus einer Serpentinenkurve in den Abgrund segelnden Kleinwagen: »My Tom Tom is shit, shit« heißt es einmal. Ein andermal wird dem verzweifelten »Oh, Oh«-Rufer Französisch abverlangt: »eau, eau«. Nur blöd, isn’t it?
Apropos isn’t it: Viele seiner Cartoons versieht Beck zusätzlich mit englischen Bildtexten, was uns in mindestens einem Fall rätseln lässt. Über den Angler, der seinen dürren Fang mit dem Ruf »Moby Dünn« zurück ins Meer entlässt, kann man deutsch noch schmunzeln. Wer über das »Moby Slim« in der Übersetzung lacht, scheint dem unfreiwilligen Witz auf der Spur.

Lorenz Gatt (Foto: © Beck)
Bis 12. Juni: Di. bis So. 11 – 18 Uhr; Mi. 11 – 21 Uhr
www.caricatura-museum.de

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