Das Junge Ballett am Staatstheater Wiesbaden zeigt Felix Berners Choreografie »blau«

Alles glitzert silbrig und türkis. Wie das Wasser in einem Urlaubsparadies. Doch von dem kostbaren Gut ist nicht genug da, und wenn sich doch noch ein Pfützchen findet, dann schmeckt es salzig und ist ungenießbar.
Unter dem Titel »blau« hat Felix Berner für die kleine Studiobühne des Wiesbadener Staatstheaters ein nur knapp 35 Minuten langes Stück kreiert. Die Jüngsten ab zwei Jahren werden damit genauso angesprochen wie Ältere, denen bei aller zarten Poesie noch deutlich mehr Gedanken darüber durch den Kopf schießen werden, wie wichtig das kühle Nass doch für unser Leben ist.
Erst einmal geht es lediglich um ein Pflänzchen, das ganz trocken ist. Das Trio, das auf der Bühne anfangs gemütlich sitzt, aber bald aufsteht, Patric Neves Lindström, Adam Shpira-Lintner und Sophie Pompe, kümmert sich darum, die Lage des traurigen Mini-Lebewesens zu verbessern. Daraus entsteht ein neckisches Verwirrspiel, bei dem die drei sich gegenseitig verschaukeln und jedem immer gerade entweder das Töpfchen mit dem Grün oder eine der beiden Gießkannen zum Bewässern abhandenkommt.
Christin Vahl hat als passende Szenerie den Platz vor einem Pool entworfen, mit einer typischen Badeleiter hinauf und unten einem Durchbruch, einem Kanal, samt Abflussbecken. Jan-S. Beyers fließende Musik begleitet die verschiedenen Versuche, den Durst zu stillen. Als klar wird, dass die Kannen leer sind, lassen die Mimen mit ihren Händen das Blümchen selbst wachsen und sprießen.
Sie übernehmen mit geschmeidigen Bewegungen die Aufgaben des Wassers, aber auch seine Darstellung. Die Finger tanzen den Sprudel und die Spritzer, die Stimmen imitieren das Ploppen und Zischen. Wenn die Performer zwischendurch sprechen, einzelne Wörter, Floskeln, kurze Sätze, dann dreisprachig. Das Wasser, Mayim, Agua hat auf der ganzen Welt immense Bedeutung. Das lässt sich so einfach ausdrücken.
In der klirrenden Kälte ändert es seine Form. Plötzlich weht ein starker Wind, lässt Bänder flattern. Patric, wie Lindström sich auch auf der Bühne nennen lässt, frieren die Gelenke ein, er wird hart und steif wie Stein. Die Kollegen wärmen ihn, damit er wieder weich und beweglich ist. Adam schließt ein betörendes Solo an, bricht am Ende entkräftet zusammen. Doch auch er wird durch Wasser wieder glücklich werden.
Es gibt noch einen witzigen, aber gutmütigen Fisch, der überall seine Nase hineinsteckt. Doch anders als Sophie dessen Plastikkörper bekommen die kleinen Zuschauer Wissen hier nicht übergestülpt, sondern können es auf feinste Art erleben. Was uns wie selbstverständlich erscheint und oft unauffällig bleibt, weil es immer etwas zu trinken und duschen gibt, entfaltet Faszination. Am Ende bekommt das Pflänzchen endlich, was es braucht, und die Darsteller stürzen sich einer nach dem anderen nach hinten platschend in das nun gefüllte Becken. Ein Feuerwerk an Glitzer schießt jeweils in die Luft. Das macht nicht nur Kindern Lust, mal wieder abzutauchen.

Katja Sturm / Foto: © Lena Obst
Termine: 23., 24. November, jeweils 10.00–10.35 Uhr
www.staatstheater-wiesbaden.de

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