Das Museum für Angewandte Kunst hinterfragt seine eigene Geschichte

Die Restitution eines Schatzes:
Das Erbe Maximilian von Goldschmidt-Rothschild

Das Museum für Angewandte Kunst wird sich in seiner nächsten Ausstellung einem ganz besonderen und ganz besonders brisanten Thema widmen: der Sammlung des Frankfurter Bankiers und Ökonomen Maximilian von Goldschmidt-Rothschild (1843–1940), der einmal als reichster Mann Deutschlands galt, vermögender noch war als Kaiser Wilhelm II. selbst, und von ihm 1907 als einzige Person jüdischer Herkunft in den preußischen Adelsstand erhoben wurde. Vorrangig, um das immense Vermögen im Land zu halten.
Er war einer der bedeutendsten Kunstsammler und Mäzene in den Jahren seines beruflichen Erfolges, knüpfte Verbindungen zu den wichtigsten Museumsdirektoren und Kunsthändlern. Seine Sammlung zählte über 1.500 Objekte. Dies alles fand ein rasches Ende, als sich das Nazi-Regime etablierte. Seine Familie wurde gezwungen, die kostbare Sammlung an die Stadt Frankfurt zu verkaufen, die Gemälde an das Städel, die Skulpturensammlung an das Liebieghaus. Dieser Ankauf war der wohl spektakulärste Fall städtischen Kunst- und Eigentumserwerbs während der NS-Zeit in Frankfurt. Seine Residenz musste die Familie Goldschmidt-Rothschild ebenfalls aufgeben, sie wurde zum Museum für Kunsthandwerk II. erklärt. Diese Geschichte soll nun erzählt werden, so ausführlich es geht.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Kunstwerke aus eigenem Bestand sowie zahlreiche wertvolle Leihgaben internationaler Häuser, aber natürlich auch der politische Prozess hinter dem erzwungenen Verkauf der Sammlung 1938 und die sehr zähe und von Widerständen begleitete Rückgabe eines Großteils der Sammlung an die rechtmäßigen Erben nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wird ein sprechender Spiegel der deutschen Geschichte sein – und ein Spiegel des Museums selbst.

as / Bild: Hippocamp als Trinkgefäß
© Los Angeles County Museum of Art
Vom 28. Januar bis 4. Juni: Di., Fr.–So., 10–18 Uhr; Mi., 10–20 Uhr
www.museumangewandtekunst.de

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