Das Senckenberg Naturmuseum zeigt »Die dünne Haut der Erde – unsere Böden«

Kammer des Schreckens

»Schrumpfen Sie zur Assel und folgen Sie mir«, lädt uns der Kurator der Ausstellung »Die dünne Haut der Erde – unsere Böden« bei einer Vorbesichtigung in die vermeintliche Tiefe.  Der fensterlose Raum, den wir betreten, führt uns zunächst dorthin, wo der Erdboden noch lebendig genannt werden kann. In einem Kubikmeter Waldboden leben mehr als 100 Millionen Kleinstwesen, von der Maus (im Schnitt eine), über die besagten Assel (30), die Schnecke (50) und den Regenwurm (100) aus der Makrofauna, sowie die Milbe (30.000) und Sprimgwurm (50.000) aus der Mesofauna bis hin zu den Fadenwürmern, Wimpertüren (je eine Million) und Geißeltierchen (100 Millionen) der Mikrofauna. Algen, Pilze und Bakterien sind da nur in Milliarden und Billionen zu rechnen.
Das klingt gruselig, ist aber das genaue Gegenteil davon, nicht nur weil die in tollen Modellen von bis zu tausendfacher Vergrößerung gezeigten Krabbler und Kriecher spannend aussehen. Sie sind auch immens wichtig, bilden sie doch eine alle bedienende Nahrungskette, wie wir in der »Kammer des Lebens« und auch der »Kammer des Wissens« erfahren. Wie es nämlich dort aussieht, wo es diese Igitt-Igitt-Tiere nicht mehr gibt und alles tot, zumeist durch Menschen verursacht, ist, das verrät im Anschluss die »Kammer des Schreckens«.  Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Ausstellung, die sich mit dem Boden befasst, nicht nur über die Vielfalt der Flora und Fauna berichten kann, sondern auch viel Erschreckendes und Unerfreuliches von untertage an das Licht bringt, geht es hier doch um unsere buchstäbliche Lebensgrundlage. Es ist aber auch Bedingung dafür, hinsichtlich unserer Lebensgewohnheiten sehr viel dünnhäutiger zu werden, wenn sich noch etwas ändern soll. Davon weiß die »Kammer der Visionen« ein paar schöne Beispiele. Die Ausstellung ist Kindern, denen ein eigener interaktiver Führungspfad angeboten wird, und Erwachsenen gleichermaßen empfohlen. Einen detaillierten Einblick geben wir an dieser Stelle in unserer März-Ausgabe.

gt (Foto: © Senckenberg/Gitschmann)
Bis 13. August: Mo., Di., Do., Fr. 9–17 Uhr; Mi. 9–20 Uhr; Sa., So. 9–18 Uhr
www.senckenberg.de

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