Das Theater Willy Praml zeigt »Schwarz/Weiß: Die Verlobung von Santo Domingo

Jetzt endlich, hoffentlich, muss man wohl einschränken, erblickt Heinrich von Kleists »Die Verlobung von Santo Domingo« das Licht der Praml’schen Theaterwelt. Die von Michael Weber erstellte Bühnenadaption der berühmten Novelle stand schon vor Jahresfrist fertig geprobt zur Premiere. Sie sollte die neue Ära der Theatergruppe einleiten, bevor alles anders kam als gedacht.
»Die Verlobung von Santo Domingo« erschien 1811 und ist die letzte Erzählung des noch im selben Jahr durch Suizid endenden Autors. Ungewöhnlich aktuell rekurriert sie auf die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die Französische Revolution und auf den vom »schwarzen Robespierre« Toussaint Louverture angeführten erfolgreichen Aufstand in Haiti, der nach dessen Tod im Jahr 1804 zur Unabhängigkeit führte.
Kleist entwickelt seine Geschichte mit fiktiven Figuren um das Leben des ehemaligen Sklaven und »fürchterlichen Negers« Congo Huanco, der trotz eines relativ glücklichen eigenen Schicksals in grenzenlosem Hass auf die weißen Herrscher seinen wohlmeinenden Herrn umbringt. »Es ist die Zeit, da die Schwarzen die Weißen erschlagen«, leitet Heinrich von Kleist seinen Text ein. Und das Theater Willy Praml setzt, sinnbildlicher als wir es vermögen, folgendermaßen fort: »Die Erzählung fängt an mit einem Schuss, den Congo Hoango seinem guten Herrn in den Kopf jagt, und endet mit der weißen Hirnmasse, die sich ein junger Schweizer aus dem Kopf schießt und die an die Wand der Behausung der schwarzen Babekan spritzt. Alles ist unversöhnlich bei Kleist.
In der Zeit des Aufstandes erfindet Kleist zudem eine Liebesgeschichte, eine unglückselige natürlich, in der ein schwarzes Mädchen, die Mestizin Toni, darum betet, weiß zu werden, um dem jungen Schweizer (Gustav) zu gefallen. Und der Schweizer träumt davon, das geliebte schwarze Mädchen, möge sich in seine verstorbene weiße Geliebte verwandeln«, heißt es weiter. Aber auch für die Liebe hat es keinen Platz. Aber wenigstens für ein Denkmal. »Keine heile Welt am Ende, aber eine heilende« verkündet das Theater Willy Praml mit dem Auftrag »Heal The World«.
Hannah Bröder, Jakob Gail, Muawia Harb und Birgit Heuser spielen unter der Regie von Michael Weber in Kostümen von Paula Kern. Insgesamt 15 Vorstellungen stehen auf dem bis zum 2. März terminierten Plan.

gt (© Seweryn Zelazny)

Termine: 28., 29. Januar 20 Uhr, 30. Januar 18 Uhr, weitere zwölf Termine bis 2. März.
www.theaterwillypraml.de

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