Gallus-Theater: ORTEN

Gallus Theater: co.lab.tanztheater mit ORTENLeben aus Koffern

Das »co.lab.tanztheater« gastiert mit »ORTEN« im Gallus-Theater

Der Name, den Petra Lehr ihrem »TanzTheater«-Projekt vor 20 Jahren gegeben hat, lädt nicht gerade zum freudigen Identifizieren ein. »co.lab« gibt recht nüchtern einen funktionalen Arbeits- und Produktionsrahmen vor – für eine allerdings zutiefst emotionale und sinnliche Tätigkeit: Tanztheater bzw. Tanz+Theater. Dass »co.lab.« für die Frankfurter Tanzszene längst zu einer Marke geworden ist, liegt vor allem daran, dass die Regisseurin, Tänzerin, Dozentin und Choreografin ihre Projekte auf anerkannt hohem Niveau mit einer sehr eigenen, spartenübergreifenden Handschrift anlegt.

Statt klassischer, bis zum letzten Schritt durchchoreographierter Tanzstücke präsentiert »co.lab« unterschiedlich besetzte und große Kollektive aus Musikern, Tänzern, Schauspielern und oft auch bildenden Künstlern, die sich mit einem vorgegebenen Thema in weitgehender individueller Freiheit auseinandergesetzt haben. Lehrs Arbeiten erzählen keine Geschichten mit Happy oder Unhappy End, sondern sind Collagen, künstlerisches Patchwork mit viel Raum zur Interpretation für die Akteure wie ihre Besucher. Insgesamt 16 Stücke hat Lehr bisher kreiert und aufgeführt. Schon ihr erstes (»Expedition Q«) brachte 1993 in der Brotfabrik zwei Schauspieler, zwei Musiker und eine Tänzerin, sie selbst, zusammen. Auch wenn es mit einzelnen Ensemble-Mitgliedern langjährige Verbindungen gibt, sind die Besetzungen doch immer andere.

Ihr 17. Projekt hat Lehr im Jubiläumsjahr unter dem recht sperrigen Titel »ORTEN« dem großen Thema der individuellen und gesellschaftlichen Mobilität gewidmet. Es geht um das Weggehen und das Ankommen, um Migration, aber auch um Suchen und Finden, um Halten und Loslassen. Sagt sie. Dabei stünden weniger Begriffe wie Heimat oder gar Integration im Zentrum, als die Reflexion über den rechten, idealen Ort eines jeden in der Gesellschaft, aber auch in der Welt. Insgesamt zehn Künstlerinnen, die aus acht Ländern stammen, bringen im Tanz, Spiel und Wort ihre persönlichen Erfahrungen und natürlich auch ihre unterschiedliche kulturelle Herkunft ein: sechs Tänzerinnen, zwei Musikerinnen (Akkordeon/Flöte) und zwei Schauspielerinnen. Es gebe dieses Mal, so verrät Petra Lehr, unter anderem Szenen aus König Blaubarts geheimnisvoller Burg mit den verbotenen Räumen, aber auch erinnerte Lieder aus der Kindheit. Und den je eigenen Koffer, aus dem der sich bewegt bewegende Mensch zu leben pflegt und bisweilen Hoffnungen schöpft. Dass ausschließlich Frauen spielen, sei indes nicht zwingend, habe eher hat mit den guten Erfahrungen zu tun. Weil die Welt von Haus aus und von jeher eher den Männern offen stehe, habe die Selbstverortung auch ihre spannenden geschlechtsspezifischen Seiten.

gt
Termine: 19. 20., 21. September, jeweils 20 Uhr, www.gallustheater.de

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