»Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum« im Deutschen Filmmuseum

Mit einer klassischen Schneiderlehre begann ihre Karriere. Darauf folgte ein Modedesign-Studium, und dann holte sie Peter Lilienthal zur Produktion des TV-Spielfilms »Verbrechen mit Vorbedacht«. Wenn man Barbara Baum in dem Film, der im Foyer der Ausstellung gezeigt wird, zuhört, ergab sich danach aus einem das andere.

Viel beachtet werden Kostümbildnerinnen in der Regel nicht. Allenfalls, wenn ein Modeschöpfer den Job übernommen hat. Als beispielsweise Giorgio Armani Richard Gere in »American Gigolo« ausgestattet hatte, wurde darüber berichtet. Das war dann auch eine Werbeaktion für das Modehaus.
Barbara Baum hatte dagegen nichts zu verkaufen. Sie entwarf die Kleidung für Burt Lancaster in »Väter und Söhne«, einer Kurzserie von Bernhard Sinkel aus dem Jahr 1986, für Faye Dunaway, die sich zunächst nur von ihrer langjährigen Designerin anziehen lassen wollte, in »Burning Secret« (1988), für Meryl Streep in »Das Geisterhaus« (1993), für Catherine Zeta-Jones und Jeanne Moreau in »Katharina die Große« (1996). Offenbar waren die Gewänder auch angenehm zu tragen, denn die Danksagungen der Filmdiven – und die von Burt Lancaster – zieren eine Säule in der Ausstellung.
Prächtige Garderoben, liebevoll bis ins kleinste Detail gestaltet, aus den unterschiedlichsten Stoffen. Rund 50 Kostüme sind jetzt an den Wänden zu sehen, auf Schneiderpuppen mit Info-Schildchen, die Preis-Schildern gleichen, und Filmausschnitten im Hintergrund: das Ergebnis von 50 schöpferischen Jahren.
Besonders geprägt hat die Kostümbildnerin die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder. Bei den Vorbereitungen zu der Fontane-Verfilmung »Effi Briest« mit Hanna Schygulla in der Titelrolle war sie eingeladen worden und schnell mit dem interessierten Regisseur in ein detailliertes Gespräch über Stoffe und die historischen Garderoben vertieft. Fassbinder habe gar keine Referenzen verlangt, wunderte sich die Designerin. Stattdessen hatte er sehr genaue Vorstellungen nicht nur über die Formen der Kleider, sondern auch über die Materialien, die verwendet werden sollten. »Effi Briest« folgten fünf weitere Fassbinder-Kinofilme sowie die legendäre TV-Serie »Berlin Alexanderplatz«.
Von den aufwendigen Vorbereitungen künden Schaukästen in der Mitte des Raumes mit Modell-Skizzen und »Kostümauszügen«, in denen zu den einzelnen Szenen vermerkt ist, wie die Kleidung der Protagonisten ausschauen soll. Mancher Besucher dürfte solche Arbeitsbücher zum ersten Mal betrachten können. Und wer Lust bekommt, die Filme (wieder) zu sehen, hat im Kino des Filmmuseums Gelegenheit dazu.

Claus Wecker
Bis 10. März 2019: Di.-So., 10-18 Uhr; Mi. bis 20 Uhr
www.deutsches-filminstitut.de/filmmuseum

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