In ihrem 10. Jahr geht die Daedalus Company ganz auf die Frau

Die Flügel der Daedalus Company begannen im Jahr 2010 zu wachsen. Ausgangspunkt war die Inszenierung von Aki Kaurismäkis »I hired a Contract Killer« der Regisseurin Regina Busch im Gallus Theater, von der das Strandgut voller Begeisterung für die Darstellerin Mandy Müller im Januar 2010 berichtete. Rund um Busch, Müller, den Schauspieler Christoph Stein und Beleuchter Jan Hartmann formierte sich ein Ensemble, das fortan miteinander Theater machen wollte und dies mit wechselndem Personal, aber gewachsenen Schwingen bis heute tut. Die Arbeiten der professionellen Theatergruppe tragen unverkennbar die Handschrift von Regina Busch, die am Bremer Theater ihren Weg als Regisseurin einschlug und über Konstanz, New York und Köln nach Frankfurt am Main kam.
In der griechischen Mythologie ist Ikarus mit seinen Flügeln aus Vogelfedern und Wachs, die Daedalus ihm gebaut hatte, zu nah an die Sonne geflogen und stürzte ab. »Wir interpretieren dies frei als ein Bild für die Einzigartigkeit jeder Bühneninszenierung, die sich zur Höhe und Entfaltung aufschwingt und nach ihrer letzten Aufführung den Bühnentod stirbt«, erklärt die Regisseurin die Namenswahl. Jede Produktion sei eine komplette Neuerfindung und steige wie Phönix aus der Asche.
Thematisch jedenfalls, so merkt man schnell, scheut die Regisseurin kein Thema, schon gar keines der so genannten schweren. Henning Mankells »Lampedusa« (Strandgut 4/2014) etwa handelt von Flucht, Rassismus, Vorurteilen und Medienmanipulation. »Olgas Raum« von Dea Loher (StG 5/2015) erzählt die ungeheuerliche Geschichte der deutschen Kommunistin Olga Benario, die 1942 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde. In weiteren Inszenierungen wie das wunderbare »Spoonface Steinberg« (StG 10/2017) mit Naja Marie Domsel und der Frankfurter Opernsängerin Britta Stallmeister oder »Meeresgabe« (StG 1/2019) ging es um Krankheit und Tod.
Für ihre Produktionen kooperiert die Company regelmäßig mit Vereinen und Organisationen, darunter Amnesty International, das Kinderhospiz Wiesbaden oder auch der Verein »Leben mit Demenz«. Die Aufführungen dienen dabei zugleich als Plattform des informativen Austauschs mit dem Publikum und der öffentliche Diskussion.
Im Fokus der kommenden Arbeiten der Daedalus Company stehen die weithin noch immer unterrepräsentierte weibliche Perspektive und Schöpfungskraft in der Darstellenden Kunst und Musik. Für ihre anstehende 14. Daedalus-Produktion hat die Regisseurin ein Werk ausgewählt, das Frauen in der Musik präsentieren wird, den Monolog »Buy little buy less buy nothing at all« der britischen Autorin Claire Dowie. Das auf der Bühne von vier Frauen (Randio Rettel, Laila Gerhardt, Katharina Olt und Karla Hennersdorf) aufgeführte Stück beschäftigt sich zugleich mit dem Thema Konsum und wird die dritte deutschsprachige Erstaufführung (Übersetzer: Michael Raab) des Ensembles in Folge sein. Es ist zudem der erste Teil einer Trilogie, die sich mit Selbstermächtigungsprozessen von Frauen auseinandersetzt und, wie im Juni-Strandgut schon ausgeführt, von den Regiekolleginnen Johanne Schröder, Florence Ruckstuhl und Mascha Pitz fortgesetzt werden wird.

dk/gt (Foto: © Catharina Lieser)

Termine: 3., 4., 5. September, 20.30 Uhr im Gallus-Theater.
www.daedaluscompany.de

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