Michael Quast, Sabine Fischmann und das Ensemble Modern eröffnen die neue Spielstätte Volksbühne im Hirschgraben mit Heinrich Hoffmanns »Der Struwwelpeter«

Eine erste Kostprobe beim Benefiz-Abend im Schauspielhaus der Städtischen Bühnen kurz vor Weihnachten brachte es an den Tag. Der Eröffnungsakt der Frankfurter Volksbühne im Hirschgraben am 14. Januar verspricht mit seiner einem echten Frankfurter Bub gewidmeten Uraufführung ein ganz besonderes Erlebnis zu werden. Drei Musiker des Ensembles Modern Uwe Dierksen, Christian Hommel und Hermann Kretzschmar haben die teils schauderhaften Geschichten um die Anti-Helden aus Heinrich Hoffmanns Bilderbuch »Der Struwwelpeter« untereinander aufgeteilt und dann einzeln vertont. Das achtteilige Musiktheater wird von 14 Musikern der Gruppe live zum Gesang und Spiel von Sabine Fischmann und Michael Quast auf der Bühne umgesetzt. Nach der Premiere am 24. Januar stehen im weiteren Saisonverlauf acht weitere Termine, einmal monatlich jeweils von Freitag bis Sonntag, an.
Acht Kompositionen bringe die Vertonung des Pädagogik-Thrillers vom Frankfurter Arzt und Psychiater zu Gehör, sagt Michael Quast. Vom Paulinchen bis zum Daumenlutscher Konrad, vom Zappel-Philipp bis zum Hanns Guck-in-die-Luft werde jede Figur mit ihrer Geschichte von den Frankfurter Klangkünstlern porträtiert. Das klinge mal nach großem Film, sei mal mit vielen Musikzitaten gespickt, und dann wieder aberwitzig mit Geräuschen erzeugte moderne Musik, so Quast. Hermann Kretzschmar etwa spiele nachgerade dadaistisch mit den Texten, wenn er den schönen Satz »Konrad sprach die Frau Mama« in die Mangel nimmt. Dagegen werde Christian Hommels Paulinchen-Komposition eine Verbindung zu F. K. Wächters Märchenfiguren suchen. Summa summarum, ein musikalisches Abenteuer, das auch für ihn und seine Bühnenpartnerin eine Herausforderung sei.
»Der Struwwelpeter« soll trotz aller avantgardistischer Anklänge aber auch Kindern ab acht Jahren Spaß machen. Spezielle Schulvorstellungen gebe es zwar nicht, doch hofft Quast, auch ein neues Licht auf die Poesie und Drastik der Struwwelpeter-Geschichten werfen zu können, nachdem das Werk lange als Machwwerk der Schwarzen Pädagogik abgetan worden sei. Von den Kindern werde heute jedenfalls der Daumenlutscher Konrad absolut favorisiert. »Das mit der Schere und dem Daumen, oder den Friedrich, der um sich schlägt, finden die klasse«, weiß Quast von der Leiterin des Struwwelpeter-Museums Beate Zekorn.
Glück im Unglück. So lässt sich das wohl am besten beschreiben, dass für die unversehens um vier Monate verschobene Eröffnung der neuen Spielstätte die hochkarätige Produktion wie vorgesehen über die Bühne gehen kann. Schließlich ist das weltweit gefragte Ensemble Modern samt seiner Musiker nicht ganz so einfach zu haben. Für den Rest der Saison in der neuen Spielstätte musste – und muss noch immer – vieles improvisiert werden. Dass man auch aus der Hüfte treffen kann, soll der eingetrage Verein »Freiheit für Mundart« im Februar unter dem Titel »Jetz Herz geh uff!« zeigen. In einer Art »Die Meisterbabbler von Frankfurt« will eine illustre Jury die Chancen und die Zukunft der Mundart verhandeln. Aber dazu mehr im nächsten Heft.
Winnie Geipert

Termine: 24., 25. Januar, 19.30 Uhr, 26. Januar, 17 Uhr
www.volksbuehne.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert