Was der »Jedermann« für Salzburg, das ist der »Woyzeck« für das Theater Landungsbrücken. Seit 2010 wird das wohl meistgespielte Stück der Frankfurter Off-Bühne in der Regie von Sarah Kortmann immer wieder aufgelegt.
Das Besondere der Inszenierung, deren Titel um den programmatischen Zusatz »oder der Mangel an Alternativen« erweitert ist: Die Regisseurin macht sich zunutze, dass Georg Büchner kein abgeschlossenes Drama, sondern lediglich Textfragmente hinterlassen hat und arrangiert deren Abfolge jedes Mal neu. Dabei steht der Messermord an Marie stets am Anfang und am Ende der Schau, alle anderen Szenen werden am Spielabend per Losverfahren vom jeweiligen Publikum bestimmt.
Dieses kann sich somit immer wieder neu fragen, was den braven Soldaten Franz solcherart zum finalen Ausrasten bringt: War es der Ehebruch Maries, waren es die Demütigungen durch den Hauptmann, den Arzt oder den Tambourmajor oder doch vor allem die Erbsen? »Schon wieder eine Femizid, schon wieder ein Messermord!«, so kündigt das Theater Landungsbrücken die neue Auflage unter neuen Vorzeichen an. Mit Felix Bieske steht ein neuer Co-Regisseur für eine zeitgemäßere Version mit einer weit selbstbewussteren Marie, aber auch mit veränderten Kulissen und anderer Musik.