»Servus Papa, See you in Hell« von Christopher Roth

PREMIERENTICKETVERLOSUNG

Für die Kinostart-Premiere am Dienstag, 15.11. um 20:30 Uhr im Cinema in Frankfurt verlosen wir 3 × 2 Tickets.

In Anwesenheit von den Darstellern Clemens Schick und Jeanne Tremsal und Regisseur Christopher Roth.

Wenn Sie gerne dabei sein möchten, schicken Sie uns bis Dienstag, 15.11., 12 Uhr eine E-Mail mit Namen und Adresse an verlosungen@strandgut.de. Kennwort: Servus Papa.

Das Gegenteil von »freier Liebe«: inspiriert von den Kindheitserfahrungen der Drehbuchautorin wird in diesem Coming-of-Age-Drama aus der Insiderperspektive das System aus Manipulation und Missbrauch in der Kommune des Aktionskünstlers Otto Mühl beleuchtet.

Auf einer Wiese sitzen Menschen und applaudieren mit verzücktem Lächeln einem schreienden, grimassierenden Typ: »Otto, Otto!«. Dann ruft Otto einen Mann und eine Frau auf und zwingt sie, eine Verfehlung zu gestehen. Denn die beiden haben sich verliebt und damit das erste Gesetz der Kommune – Sex ist erlaubt, Liebe verboten – gebrochen. Während die Erwachsenen feixend der öffentlichen Demütigung lauschen, spiegelt sich in den Gesichtern der Kinder Betretenheit. Auch der 14-jährigen Jeanne ist beklommen zumute, denn sie hat sich in den 16-jährigen Jean verknallt. Doch abgesehen von den obligatorischen täglichen »Selbstdarstellungen«, bei denen Zampano Otto seinen Jüngern befiehlt, verdrängte Gefühle durch Singen und Herumhampeln herauszulassen, ist Jeannes kleine Welt nach heil. Bis Otto auf den hübschen Teenager aufmerksam wird und Jeanne das zweite Gesetz der Kommune zu spüren bekommt.
Natürlich geht es um die von Aktionskünstler Otto Mühl gegründete AAO (Aktionsanalytische Organisation), eine österreichische Kommune, die zu ihren Glanzzeiten knapp 300 Anhänger zählte. 1991 kam Mühl wegen Unzucht mit Minderjährigen sieben Jahre ins Gefängnis. Was als antiautoritäres Experiment begann, in dem Mühl seinen Anhängern die Sehnsucht nach einer »spießigen« bürgerlichen Kleinfamilie auszutreiben versuchte, entwickelte sich in der Praxis zu einer »Diktatur der Sexualität«, in der Mühl sich jede Frau nahm, die er wollte. Rivalen wurden bei Eintreten der Geschlechtsreife in Stadtkommunen abgeschoben, wo sie von anderen Frauen zum Sex genötigt wurden. Überhaupt, so zeigt sich, halten Frauen den Laden am Laufen.
Der erste Spielfilm über die Sekte – es gab schon einige Dokumentarfilme – ist mit seiner zeitlosen, fast märchenhaften Stimmung bewusst gegen den Strich inszeniert. Inspiriert ist er von den Kindheitserinnerungen von Co-Drehbuchautorin Jeanne Tremsal. Sie übernahm auch die Rolle von Jeannes Mutter, die wie viele Eltern in der Stadt arbeitete, um Geld für die Kommune zu beschaffen, und ihre Tochter ab und an besucht. Wir erleben diesen totalitären Mikrokosmos also auf Augenhöhe des Mädchens, das sein abgeschiedenes Leben in freier Natur lange als Paradies empfindet – bis es, nach Jeans Verbannung, wagt, gegen Otto zu rebellieren. So ist der Film vorrangig ein intimes Coming-of-Age-Drama, in dem der Kontext – so gingen etwa SPÖ-Politiker in der Kommune ein und aus – nur angedeutet wird. Doch die Insiderperspektive, obwohl nie voyeuristisch, zeigt doch gnadenlos, warum dieses Missbrauchsystem so lange funktionieren konnte.

Susanne Kleinschmidt
SERVUS PAPA, SEE YOU IN HELL
von Christopher Roth, D 2022, 116 Min.
mit Jana McKinnon, Clemens Schick, Leo Altaras, Julia Hummer, Ina Paule Klink
Drama
Start: 24.11.2022

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