Shakespeare Company im ITF: Trojan Women von Euripides

Im Sommer bespielt das englischsprachige Ensemble Shakespeare Frankfurt das zauberhafte Ambiente des Botanischen Gartens nahe dem Grüneburgpark. Für den Rest des Jahres hat die Gruppe das Internationale Theater entdeckt. Und mit diesem auch Stoffe, die nicht vom namensgebenden Patron stammen. Dabei sollte man wissen, dass Shakespeare Frankfurt vor seiner Gründung 2016 unter »The Loft« ebenfalls im ITF auftrat.
Jetzt aber wird die selten gezeigte Tragödie »Die Troerinnen« von Euripides aufgeführt, dem jüngsten aus dem attischen Dichterdreigestirn, das er mit Aischylos und Sophokles bildet. Der Autor dieser Zeilen kann sich nicht erinnern, das Stück im neuen Jahrhundert auf einer Rhein-Main-Bühne erlebt zu haben.
Das 415 vor unserer Zeit verfasste Werk spielt unmittelbar nach dem Trojanischen Krieg und rückt das Schicksal der überlebenden Frauen der Stadt in das Zentrum. Den siegreichen Griechen ausgeliefert, werden sie als Sklavinnen verlost: Hekuba, die Königin Trojas hat fortan Odysseus zu dienen, Kassandra, die Priesterin, wird zur Bettgefährtin Agamemnons. Ein Schicksal, das auch Andromache, teilt. Zuvor aber wird die Gattin des großen Hector gezwungen, den Tod des gemeinsamen Sohnes Astyanax zu verfolgen, den die Griechen von einem Turm werfen. Die Tragödie des Euripides, so fügt der Art Director PJ Escobio an, zeige »die Verzweiflung der Überlebenden angesichts unfassbarer Verluste und der Gräueltaten des zehnjährigen Krieges«.
Vor »Trojan Women« hat PJ Escobio zuletzt »Macbeth« im Botanischen Garten, zuvor aber schon zahlreiche andere Stücke für Shakespare Frankfurt inszeniert. Seine Präferenz für die als Europa-Premiere präsentierte »poetische Übersetzung von Alan Shapiro« begründet der Art Director auf der Homepage der Gruppe damit, dass diese »die rhythmische Eleganz des griechischen Originals zum Leben erweckt und dem Text gleichzeitig eine sehr moderne, sensible Note verleiht.« Shapiro selbst bezeichnet seinen Versuch, im Englischen adäquate Stimmungen zu erzeugen mit einem Wort Paul Ricoeurs als »sprachliche Gastfreundschaft«. Er habe versucht, »Das Seltsame vertraut, und das vertraute seltsam zu machen« – beides aber nicht zu sehr. Insgesamt 13 Darsteller werden das Stück bestreiten, inklusive eines vierköpfigen Chores und dem zwölfjährigen Nathan Dodd in der Rolle des Astyanax.

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Termine: 8., 14., 15., 20., 21., 22., 27. + 28. Februar, 20 Uhr; 9. + 16. Februar, 18 Uhr
www.internationales-theater.de
www.shakespearefrankfurt.de

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