Mit Ulrich Tukur und Anke Engelke geben sich in diesem Drama zwei der größten deutschen Stars ein Stelldichein. Szenen einer Ehe, mit Hochs und Tiefs, Sinnkrisen, kleinen Freuden und einer Prise Loriot, die niemanden kalt lassen.
Ein Mann vergisst den Geburtstag seiner Frau. Unbesorgt fährt er zum nächstbesten Laden und kauft: eine lila Badekappe. Die solcherart Beschenkte bringt mit Mühe ein verbissenes »Danke!« hervor. Willkommen in der Welt von Schuldirektor Hans und Krankenschwester Rita: Ihre Ehe hat 35 Jahre auf dem Buckel, und die Freude aneinander scheint seit langem erloschen. Die passiv-aggressiven Reaktionen der Eheleute auf die jeweiligen Macken wirken oft wie ein gespielter Loriot-Witz. Allerdings bleibt einem das Lachen meist im Halse stecken – so wie einem Sanitärverkäufer, der die beiden bei der Auswahl neuer Badezimmerfliesen berät und unfreiwillig Zeuge des ehelichen Kleinkriegs wird. Und zu guter Letzt selbst von Rita angeraunzt wird.
Warum also soll sich der Zuschauer dieses Schauspiel eines voneinander genervten älteren Paares antun? Weil es von Anke Engelke und Ulrich Tukur, zwei der unterhaltsamsten Stars deutscher Sprache, verkörpert wird. Sie verleihen den abgekämpften Kombattanten zugleich unterschwelligen Humor und leise Tragik.
Mit feinem Pinsel strichelt Regisseurin Neele Vollmar (Bayerischer Filmpreis für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« 2014) zwei Charaktere voller erstorbener Hoffnungen und schmerzender Narben, die in einem Haus von ausgesuchter Muffigkeit mehr neben- als miteinander leben. Wenn Rita morgens die elektrischen Rollläden hochfährt und die beiden für ihr jeweiliges Tageswerk aus dem Haus gehen, wirkt das wie ein Ausbruch aus dem Gefängnis. Kein Wunder, dass angesichts dieser Tristesse der einzige Sohn nur selten zu Besuch kommt.
Etwas muss sich ändern. Hans’ bevorstehende Pensionierung versetzt Rita in Unruhe. Zum Katalysator der Wende wird jedoch ein grausam banaler Unglücksfall, der Rita viel mehr beschäftigt als eine unerwartete freudige Nachricht.
Anke Engelke, von Haus aus Komödiantin, setzt als Rita gelegentlich eine Leichenbittermiene auf, die knapp an der Karikatur vorbeischrammt – und ist doch als Frau, deren Erstarrung sich sachte in offene Verletzlichkeit auflöst, sehr anrührend. Ulrich Tukur spielt einen Bruder Leichtfuß, der es vorzieht, Ritas unausgesprochenen Kummer, für den er zu einem Großteil verantwortlich ist, an sich abperlen zu lassen. Doch als die bisher störungslos funktionierende Rita sich endlich eine Schwäche erlaubt, tauen auch bei ihm die eingefrorenen Emotionen auf. Im Grunde geht es in diesem Wohlfühlfilm um zwei Menschen, die vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, die im Tunnelblick auf ihre kleinen Probleme ihre großen Gemeinsamkeiten aus dem Auge verlieren. Selbst wenn das Leben, »wenn es passiert«, etwas zu melodramatisch ausfällt, sind diese Szenen einer langjährigen Ehe auch dank der geschliffenen Dialoge stets stimmig. Die ungewisse Zeit, die einem bleibt, so die Botschaft, sollte man lieber gut als schlecht gelaunt verbringen.
