Teaparty im Nordend (57)

Es waren (und sind) die Protagonisten und Anhänger der amerikanischen Teaparty-Bewegung, die unter dem Vorwand der Verteidigung der Bürgerfreiheiten gegen die teuflischen Repräsentanten des Staates maßgeblich zur Verrohung der politischen Kultur in den USA beigetragen haben. Unterstützt von Murdochs Kampfsender »Fox News« verlieren dort selbst ansonsten liebevolle und freundliche Bürgerinnen und Bürger jede sprachliche Hemmung zur Diffamierung des politsch Andersdenkenden. Die Bezeichnung des amerikanischen Präsidenten als Kommunisten und verkappten schwarzen Muslim, dessen Herkunft gänzlich ungeklärt ist, ist dabei noch die nahezu netteste Variante. Und die Zuordnung eines schwarzen Präsidenten zur Gattung der Affen ist in den traditionsbewußten Südstaaten nur »logische« Konsequenz eines wiedererwachten weißen Rassismus. Ganz nebenbei im übrigen einer der Gründe, warum die eigentlich eher konservativen Hispanos mehrheitlich den demokratischen Präsidenten gewählt haben. Da berauben sich die rechten Scharfmacher ihrer eigenen Wählerklientel – ganz zum Unmut der moderaten Republikaner.

Aber nun scheinen auch hierzulande die verbalen Ausrutscher in die politische Auseinandersetzung Einzug zu halten. Im Frankfurter Nordend, jener grünen Bastion, die einige wohl schon für befreites Gebiet halten, tobt derzeit eine heftige Auseinandersetzung um den Bau einer für Anwohner reservierten unterirdischen Tiefgarage. Und sicherlich gibt es trotz des Wunsches vieler Autofahrer, Parkraum für ihr Gefährt zu finden, sehr gute Gründe, die gegen ein solches Bauwerk sprechen. Zumal die Errichtung mit dem Fällen von 15 Bäumen verbunden ist. Die Grünen im Stadt- und im Stadtteilparlament haben sich nun mehrheitlich entschieden, dem Tiefgaragenbau in Zusammenhang mit dem Bau einer Kita und einer für die Nachbarschaft nutzbaren Turnhalle zuzustimmen, sofern entsprechend an der Oberfläche Parkplätze wegfallen und stattdessen Raum für den Aufenthalt von Anwohnern und für neue Bepflanzungen geschaffen wird.

Der zu erwartende Baulärm und der Wegfall kostenloser Parkplätze zugunsten teurer Tiefgaragenplätze, war Anlaß zur Gründung einer Bürgerinitiative, die nun die Auseinandersetzung mit den politischen Entscheidungsträgern suchte. Also eigentlich genau das, was wir uns für die politische Diskussion unter Bürgerbeteiligung immer vorstellen. Doch unschön wird es – und hier schließt sich der Kreis zum Anfang – wenn dabei die verbalen Entgleisungen den politischen Streit ersetzen. So bringt denn der Hausdichter der BI ein »Gedicht« unters Volk, das solcherart markante Aussagen enthält:

Ihr seid der schwarzgrüne Club der selbstgerechten Affen,

wo wollt ihr noch klettern, wenn alle Bäume wurden gefällt, (…)

Ihr seid die Fürsten der Macht,

Geld regiert euer Herz und euren Verstand,

ihr seid verlogen und korrupt,

eitel wie ein Pfau und glitschig wie ein Aal,

ihr spuckt auf unsere ausgestreckte Hand,

die um Hilfe für die Bäume fleht,

Ihr seid die Fürsten der Macht (…)

Ihr seid der Club der selbstgerechten Affen,

ja ihr werdet noch gaffen, (…)

Ich habe Angst vor der schwarzgrünen Diktatur in Frankfurt.

 

Statt Teaparty wäre mir dann im Nordend (und anderswo) ein Coffeeshop doch lieber.

Jochen Vielhauer

One Response

  1. Horst Erlenkötter
    12. Januar 2013

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