In Darmstadt gibt es eine Reihe historischer Orte, die schon in der Barockzeit als Begegnungsstätten festlicher, musikalischer Veranstaltungen genutzt wurden. Mit dem 2001 von Wolfram Seeliger und seinem Konzertchor Darmstadt gegründeten Festival der »Darmstädter Residenzfestspiele« für zunächst klassische (Chor-)werke wurden solche Orte wie das Foyer des Amtsgerichts, die Orangerie in Bessungen, die Mathildenhöhe, oder das Jagdschloss Kranichstein mit neuem musikalischen Leben gefüllt. Der im 18. Jahrhundert zum Hofkapellmeister eines Landgrafen Ernst -Ludwig von Hessen-Darmstadt berufene, überaus produktive Komponist Christoph Graupner hat viele Kollegen seiner Zeit nach Darmstadt geholt und somit so etwas wie ein hessisches Zentrum der Musik begründet. Eine mindestens ebenso bedeutsame Entwicklung ermöglichten die 1946 gegründeten »Internationalen Ferienkurse für Neue Musik« mit Komponisten und Dozenten wie Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Adorno oder John Cage: Darmstadt erlangte auch mit Uraufführungen wieder eine Art Weltgeltung.
Nun sind die »Darmstädter Residenzfestspiele« mit ihrer jährlich wechselnden Thematik rasch nach ihrer Gründung im Jahr 2001 einem provinziellen Auch-Festival entwachsen und präsentieren sich immer mehr als bunter Reigen von Veranstaltungen jeder Couleur. Unter dem Motto »Mit Musik die Welt bewegen« lädt das Festival diesmal dazu ein, »die verbindende Kraft der Musik zu feiern ( … ). Gemeinsam mit Künstler*innen aus aller Welt zeigen wir, wie Musik zum Motor der Veränderung werden kann – für mehr Menschlichkeit, Vielfalt und Zusammenhalt« (Ankündigung).
Das Eröffnungskonzert des Festivals (1.8.) mit »Keltischen Eskapaden aus Irland« und einen Tag später (2.8.) mit den »Ringmasters – eine Boyband der Sonderklasse« fallen bereits aus dem Rahmen üblicher Klassik-Festivals: außergewöhnliche Instrumentierungen im ersten Konzert, schwedisch-virtuose Stimmen, die sich quer durch die Chormusik arbeiten bis hin zu Simon & Garfunkel und zu den Beatles im zweiten. Und ein rares Ensemble wie das »Phantasm Viol Consort«: fünf Gamben-Zauberer warten auf mit kunstvollen Bearbeitungen von Henry Purcell, William Byrd und J.S.Bach (5.8.); die Damen des swingenden Blockflöten-Quartetts »Flautando Köln« (6.8.) stürzen sich, wie es heißt, in genreübergreifende Literatur.
Bis zum 10.8. werden täglich weitere außergewöhnliche Ensembles zu erleben sein, die insgesamt so etwas wie einen weltumspannenden musikalischen Bogen spannen und somit für jeden (auch ausgefallenen) Geschmack etwas zu bieten haben. Die »Italienische OpernnNacht« am Ende des Festivals (10.8.) hat schon Tradition und widmet sich in diesem Jahr des »Belcanto«, des schönen Gesangs. Da wird bei Werken von Bellini, Donizetti und Rossini auf der Mathildenhöhe das eine oder andere wohlige Schluchzen zu vernehmen sein.
Mit Musik die Welt bewegen – Die Darmstädter Residenzfestspiele
