Vor einigen Jahren konnte man Oldseed im Vorprogramm von Lambchop im Schlachthof in Wiesbaden bewundern, vor jener Herzensband, auf die sich fast alle einigen können. Wie Lambchop klingt, weiß man: ergreifend schön, opulent, ganz und gar nicht hochglanzpoliert, warmherzig und ein bisschen nostalgisch – eine der aufregendsten musikalischen Entdeckungen der neunziger Jahre.
Oldseed dagegen, diesen Mann aus Winnipeg in Kanada, der vor Jahren nach Kassel gezogen ist, den kennen nur wenige. Wie Kurt Wagner von Lambchop singt auch Oldseed über Tod und Einsamkeit, über das Leben, wie es ist. Und wie Lambchop kuriert Oldseed seine Hörer mit Ruhe und Gelassenheit. Mit Zartheit. So klingt Musik, von der man glaubt, sie könnte Leben retten. Musik, die manchmal behaglich ist, aber auch flüstert: Du wirst nicht immer leben.
Im Zentrum des Ganzen stehen die Stimme und die Gitarre. Das Timbre zart und kräftig gleichzeitig, das Saiteninstrument pendelnd zwischen traditionellem Country und Folk. Herzen öffnen, das schafft nicht jeder. Der kanadische Singer-Songwriter Craig Bjerring alias Oldseed aber gehört zu denen, die es können. Seine Songs, still, tief und leidenschaftlich, handeln von Liebe und Politik, vom Suchen, Finden und Verlieren.
Oldseed ist ein Performer, ein Erfinder und Geschichtenerzähler, eine Persönlichkeit auf der Bühne, ganz in der Tradition großer Vorbilder wie Townes Van Zandt, Jeff Tweedy, Will Oldham oder Neil Young. »Oldseed gelingt das, wofür andere ein Orchester brauchen«, war einmal zu lesen. Und das stimmt: Es ist große, opulente, berührende Musik, die mit einem minimalen Instrumentarium entsteht.
Craig Bjerring wurde auch einmal »das Gegenteil von Pop« genannt. Das ist richtig, wenn man Pop als Populismus abtut. Doch Oldseed ist im besten Sinn populär, weil er seine Zuhörer auf eine ehrliche Art und Weise berührt, weil seine Musik von einer Wahrhaftigkeit ist, die man selten findet. Sein Leben ist die Musik, sein Leben ist das Unterwegssein. Dazu braucht er seine Gitarre, ein Akkordeon und einen Rucksack. Mehr nicht. Jetzt gastiert er im Ono 2. Davor und danach legt Weller »passende Musik« auf.
»Oldseed« im Ono 2 Frankfurt