Nun wird gebuddelt. Na ja, »nun« ist ein bisschen übertrieben, aber für die Planung des Bundesverkehrsministeriums, Frankfurts Innenstadt von Niederrad bis Offenbach via Hauptbahnhof zu untertunneln, sind zumindest mal ein paar Taler per Bundesverkehrswegeplan reserviert. Also, genauer sind es 3,5642 Milliarden Euro, die in Frankfurts Untergrund versenkt werden sollen, um den Fernbahnverkehr zügiger durch das bzw. unter dem Frankfurter Schienengewirr zu lotsen.
Alle, die sich mal am Hauptbahnhof auch nur oberflächlich mit den Anzeigedisplays für die ein- und ausfahrenden Züge beschäftigt haben, kennen die weiß eingeblendeten Verspätungs- und Ausfallhinweise und fiebern dieser angekündigten neuen Zügigkeit ungeduldig entgegen. Wobei der Begriff »zügig« ja angesichts deutscher Bahnwirklichkeit schon etwas Zynisches an sich hat.
Nun kommen einem aber bei einem solchen Großbuddelprojekt doch einige Zweifel. Klar, dass sich einem der Vergleich mit dem Milliardengrab Stuttgart 21 aufdrängt oder der mit dem überragenden Beispiel deutscher Planungs- und Konstruktions(un)kunst am Berliner Zugroßflughafen. Allein was die veranschlagte Bausumme angeht, kann man sich ja schon vorstellen, zu welchen Höhen die sich wohl tatsächlich emporschwingen wird. Und die Herausforderung, mal eben unter den Hochhäusern des Bankenviertels durchzugraben, lässt einen nur hoffen, dass Köln kein Beispiel gibt. Denn so ein umfallender Maintower wäre schon ein anderes Kaliber als das Kölner Stadtarchiv. Aber ich will ja so einen Tunnel nicht grundsätzlich schlecht reden. Unseren Planern und Ingenieuren kann man ja sicherlich unterstellen, aus den vorgenannten Beispielen auch lernen zu können.
Und vielleicht bin ich ja auch nur deshalb so skeptisch, weil ich, angesichts meines Geburtsjahrgangs und der zu erwartenden Zeit für die Umsetzung, eine denkbar geringe Chance habe, die Inbetriebnahme noch erleben zu können. Aber mal ehrlich, so faszinierend ein Fernbahntunnel unter Frankfurt auf lange Sicht auch sein mag, das Dilemma stehender und bummelnder Züge in und rund um Frankfurt wird damit erstmal überhaupt nicht gelöst – weder aktuell noch in absehbarer Zukunft. Denn wahrscheinlich werden die heute in Saft und Kraft stehenden Berufspendler die Vorteile des Tunnels – wenn überhaupt – nur mit ihrem Rentnerflatrateticket erleben können. Das spricht nicht gegen ein langfristig angelegtes Zukunftsprojekt. Dadurch dürfen aber kurz- und mittelfristige Verbesserungen im Bahnverkehr nicht hintangestellt oder gar nicht angegangen werden. Auf Frankfurt bezogen sollte schon mal darüber nachgedacht werden, ob alle Züge immer über den Hauptbahnhof fahren müssen. Ein entsprechender Ausbau des Südbahnhofs ist auf jeden Fall billiger und schneller umzusetzen, als ein Monstertunnel. Dann könnten etliche Fernverkehrszüge unter Umgehung des Kopfbahnhofs tatsächlich zügiger fahren. Die Anbindung an die Innenstadt ist hervorragend. Ja, selbst einige umständlichere Umsteigeverbindungen zwischen Süd- und Hauptbahnhof könnten durch Pünktlichkeit und damit verbundener besserer Planbarkeit kompensiert werden. Auch einige S-Bahnen, wie die zwischen Wiesbaden, Flughafen und Offenbach, müssen ja nicht unbedingt durch den überlasteten Innenstadttunnel fahren. Taktfrequenzen ließen sicher erhöhen, selbst mit Umsteigen im Südbahnhof braucht man dann wahrscheinlich nicht viel länger in die Innenstadt. Zwar müssten sicherlich noch einige Strecken ausgebaut, erweitert oder modernisiert werden, ist aber alles einfacher und billiger zu verwirklichen als eine jahrzehntelange Buddelei.
Ist halt nur mal so eine Idee. Aber, wie schon des Öfteren geschrieben, auf mich hört ja keiner.