38. exground filmfest – Vom 14. bis zum 23. November 2025 in Wiesbaden

Unter den ständig zahlreicher werdenden Filmfestivals, Filmwochen und -tagen bleibt exground eines der interessantesten und für Filmbegeisterte das informativste Filmfest. Nach wie vor ist nirgendwo das Programm vielfältiger und überraschender, denn es bildet den internationalen Independent-Film ab.
In Wiesbaden werden eben auch Filme vorgeführt, die im hiesigen Förderdschungel keine Chance haben. Filme für ein neugieriges Publikum und nicht für ein Gremium mit ganz speziellen Förderregeln. Dementsprechend gelangen diese Produktionen seltener in die Kinos, denn auch dorthin kommen vor allem die Arthouse-Filme mit Verleihprämie, die das geschäftliche Risiko abfedern. Das Festival bietet also eine Möglichkeit, Außenseiter in einem Kino zu sehen, bevor sie im Streaming-Angebot untergehen.
Zudem sind natürlich auch in Wiesbaden Premieren von Filmen dabei, deren Kinostart bevorsteht und die für Furore sorgen werden. So glänzte das Festival im vergangenen Jahr mit dem Musical-Thriller »Emilia Perez«, der für den Oscar nominiert, mit einigen Filmpreisen und später mit dem europäischen Regiepreis für Jacques Audiard ausgezeichnet wurde.
Nachdem jahrelang bestimmte Länder in einem eigenen Fokus standen, gilt neuerdings die Aufmerksamkeit einem besonderen Thema. »Mut zur Utopie« heißt es in diesem Jahr in einer Kooperation mit »World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026«. Es sollen »zentrale Fragen rund um Utopien, solidarisches Handeln und positive Perspektiven ins Zentrum des Programms« rücken, wie die Ankündigung verspricht.
Im Zusammenhang mit dem Fokus-Thema steht der Eröffnungsfilm »Memory of Princess Mumbi« (Kenia/Schweiz/Saudi-Arabien 2025) von Damien Hauser. Auf die fantastische Geschichte von der Prinzessin, die nach einem großen Krieg im Jahr 2093 inkognito in einem Film mitspielen will und bei den Dreharbeiten mit dem Regisseur ihre große Liebe erlebt, darf man gespannt sein, zumal das Werk als »eine atemberaubende Liebeserklärung an das Kino und seine Vorstellungskraft« sowie als »Afrofuturism at its best« angepriesen wird.
»DJ Ahmet« (Tschechien/Nordmazedonien/Serbien/Kroatien 2025) von Georgi M. Unkovski eröffnet die Sektion »exground youth days«. In der Tragikomödie findet ein 15-jähriger Junge aus einem abgelegenen Yuruk-Dorf in Nordmazedonien Zuflucht in der Musik, steht er doch unter dem Druck seines Vaters in einer konservativen Gemeinschaft und ist in ein Mädchen verliebt, das bereits einem anderen versprochen ist.
Unter dem Label »World Cinema« werden Oscar-Beiträge aus einer Reihe von Ländern präsentiert. Die Fans des japanischen Films dürfen sich auf das hochgelobte Kabuki-Drama »Kokuho« (Japan 2025) von Lee Sang-il freuen, das von der »Quinzaine des cinéastes« in Cannes nach Wiesbaden geholt wurde. Der Film erzählt die Geschichte des 14-jährigen Kikuo, der nach dem Tod seines Yakuza-Vaters von einem renommierten Kabuki-Schauspielers adoptiert wird und sich im Nachkriegs-Japan gemeinsam mit dessen Sohn Shunsuke zum anerkannten Schauspieler entwickelt.
Diskussionen, Vorträge, Ausstellungen und eine Lesung ergänzen das aus Spiel- und Dokumentarfilmen, Animations- und Experimentalfilmen bestehende Programm. Da die Caligari FilmBühne für längere Zeit geschlossen ist, stehen mit dem Atelier im Apollo Kinocenter in der Moritzstraße und dem Kino des Museums in der Friedrich-Ebert-Allee zwei Ersatzspielstätten neben dem traditionellen Murnau-Filmtheater am Hauptbahnhof zur Verfügung. Das Festivalzentrum befindet sich in diesem Jahr im ehemaligen Achat-Hotel in der Mauritiusstraße.

Claus Wecker / Foto: Eröffnungsfilm »Memory of Princess Mumbi«
© SWISS FILMS
www.exground.com

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