Vor kurzem hat Elisabeth II., die ihrem Land alle Ehre macht, das diamantene Kronjubiläum gefeiert. 60 Jahre repräsentative Herrschaft über das längst vergangene, einst gloriose, weltumspannende British Empire.
Das Empire besteht heute ›nur‹ noch aus dem United Kingdom nebst Commonwealth (16 Mitgliedsstaaten, darunter Kanada und Australien), sowie 14 Überseegebieten (darunter Bermuda, Gibraltar und die Falklandinseln). Alle Mitgliedsstaaten regieren sich selbst und haben in der Königin ein gemeinsames Staatsoberhaupt.
Ihre ›Untertanen‹ haben der Queen – unter der Regie von Gary Barlow von ›Take That‹ – am 04.06.2012 ein ›kleines‹ Ständchen vor dem Buckingham Palast gebracht, zu dem sich auf den Straßen von London hunderttausend und mehr Leute einfanden. Die Party wurde in 30 Länder live übertragen und von vielen Millionen weltweit gesehen.
Ich wollte nur kurz reinzappen – blieb dann aber hängen bis 2 Uhr nachts.
Es war zum einen ein Wunschkonzert, in dem lauter Typen, die ich gut leiden kann, meine Lieblingslieder sangen – angefangen mit Robbie Williams‘ »Let me entertain you« bis Paul McCartney, der mit etwas brüchiger Stimme »Obladi Oblada« sang. Dazwischen Elton John (»Crocodile Rock«), der immer noch blendend aussehende Tom Jones, Stevie Wonder, Kylie Minogue, Shirley Bassey (mit dem Bond-Titelsong »Diamonds are forever«), Annie Lennox, Cliff Richard etc. – alles was Rang und Namen hat also.
Andererseits war es das anrührende Dokument eines Zusammengehörigkeits-Gefühls, das diese Menschen sich miteinander und offenkundig so wohlfühlen ließ. Das war nicht nur ein Tribut an so etwas ›altmodisches‹ wie die Monarchie. Es war auch mehr als nur Nationalbewußtsein, wenngleich sich das vielleicht auch in den Tausenden und Abertausenden von Union Jacks auf der Straße ausdrückte.
Was immer es war, es war etwas, das Europa fehlt. Das fiel in diesem Zusammenhang geradezu schmerzhaft auf. Die EU wird durch nichts zusammengehalten, als durch Subventionen und eine abstrakte Idee, die Frieden und Wohlstand verheißt, und gerade dabei ist, sich durch Überdehnung und Bürokratie ad absurdum zu führen. Europa hat keinen emotionalen Zusammenhalt. Hier regieren Geld – bzw. dessen Fehlen, Anmaßung, Eitelkeit und Wunschdenken.
Das Ständchen für die Queen endete jedenfalls mit einem spektakulären Feuerwerk und, passenderweise, Elgars ›Pomp and Circumstance‹, das der deutsche Kommentator mit ›Land of Hope and Glory‹ verwechselte – was aber auch nichts mehr machte.
Der Eindruck, der blieb war, daß dieses Commonwealth womöglich – und ganz ohne Einheitswährung – die EU noch überleben könnte.
»God save the Queen«, Glückwunsch zum Jubiläum, und die besten Wünsche für die Zukunft.
Kurt Otterbacher
Kommentar Bernd Havenstein
Kleiner Hinweis: »Land of Hope and Glory« ist sehr wohl Bestandteil des Elgar´schen Pomp und Circumstances.
Der besteht nämlich aus den Marsch-Teilen A und C, in den als 2. Thema (Teil B) die genannte heimliche Nationalhymne der Engländer eingebettet ist.
Als wir noch ordentlichen Musikunterricht hatten, haben wir gelernt, daß A-B-A so etwas wie eine Sonaten-Hauptsatzform ist.
Kurt Otterbacher
Tut mir leid. Mein Fehler.