Ein Frankfurter Original: Mickey Bohnacker – Der Sensationsfotograf aus Bornheim

Mickey Bohnacker lernte Feinmechaniker und engagierte sich im deutsch-amerikanischen Jugendklub. Durch diesen Kontakt erhielt der damals 20-Jährige die Möglichkeit fotografieren zu lernen mit einer Graflex Speed Graphic, einem Kamera-Monstrum. Ein Armeefotograf zeigte ihm, wie die Kamera funktionierte und lernte ihn an.
Zuerst arbeitete er für die Soldatenzeitung »Occupation Chronicle«, später auch für andere Zeitungen der US-Armee und begleitete den Oberkommandierenden Eisenhower im Jeep oder im Flugzeug. Eisenhower nannte seinen Fotografen »Shorty«, denn Bohnacker war nur 1,52 m groß.
»Shorty« nutzte diese »Ausflüge« und dokumentierte die Zerstörung Frankfurts.
Bohnacker arbeitete überwiegend als freier Fotograf, aber mit namenhaften Agenturen, Illustrierten und Tageszeitungen.
Er fotografierte Tatorte, Unfallsituationen, Konrad Adenauer, John F. Kennedy, Nikita Chruschtschow, Alfred Hitchcock, die Beatles, die Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt, den Hollywoodstar Jayne Mansfield und viele andere.
Mickey Bohnacker war ein Original, sagt Bernhard Ochs, ehem. Stadtverordneter in Frankfurt, wie Bohnacker ein Bornheimer Jung‘. »Wir sind bis kurz vor seinem Tod durch die Kneipen gezogen«, sagt Ochs. Da habe Mickey Geschichten aus seinem aufregenden Leben erzählen können.
In seinem Wohnzimmer hatte Mickey eine Galerie seiner interessantesten Fotos. Mit Cassius Clay war er vor dessen WM-Kampf 1966 im Waldstadion bei einem Fototermin, von Elvis Presley machte er ruhige Porträts, Ende der Fünfziger Jahre in Friedberg.
Das Abzeichen seiner Ausgehuniform hat der berühmteste GI der Welt ihm zum Abschied geschenkt. Mickey Bohnacker hat sich das Abzeichen auf die Brosche geklebt, mit der er seine Cowboykrawatte befestigte. An der Wohnungstür am klebte noch das Schild mit dem Namen seiner Mutter. Als sie ein Pflegefall wurde, hat Mickey Bohnacker sie in ein »gutes« Heim gegeben. 7.000 Mark habe er monatlich dafür aufbringen müssen, bis sie mit 103 Jahren starb.
Er hat deshalb bis ins hohe Alter gearbeitet. Sein Haus in Mörfelden musste er verkaufen. Als die Mutter gestorben war, übernahm er ihre alte Zwei-Zimmer-Wohnung am Bornheimer Hang, am Pestalozziplatz. Am 28. Februar 2017 starb er im Alter von 88 Jahren.
Bekannt ist das Bild, das er am Frankfurter Flughafen von den Beatles machte, bekannter noch die Fotografie, die den Polizisten zeigt, der Bohnacker hochhebt, damit er die Beatles aus der besten Perspektive ablichten kann.
Das Institut für Stadtgeschichte hat den Nachlass des Frankfurter Sensationsfotografen Mickey Bohnacker erworben. 50 Kisten Abzüge, Negative, Kontoauszüge ungeordnet. Inzwischen sind etwa 2.500 Abzüge sortiert, damit Nutzerinnen und Nutzer des Instituts die Frankfurter Nachkriegszeit aus der Perspektive von Mickey Bohnacker betrachten können.

sp (Bildrechte: Institut für Stadtgeschichte)

www.stadtgeschichte-ffm.de

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