Fritz Rémond Theater: Der Mentor

Fritz Rémond Theater: Der Mentor (Helmut Seuffert)Sensible Literatenseelen

Fritz Rémond Theater spielt »Der Mentor«

Jetzt hat auch das Fritz Rémond Theater seinen Autoren-Skandal. Wie vor einem halben Jahr am Schauspiel Frankfurt bei »Was zu sagen wäre, warum« der Autor Oliver Kluck, so hat sich nun am Frankfurter Theater im Zoo der ungleich berühmtere Daniel Kehlmann (»Die Vermessung der Welt«) von der Aufführung seines Stücks »Der Mentor« distanziert. Und wie sein Intendantenkollege Oliver Reese, so lässt nun auch Claus Helmer in die Programmhefte einen entsprechenden Beipackzettel legen. Peinlich ist obendrein, dass Kehlmann als feierlich angekündigter Premierengast nach nur zehn Minuten empört den Saal verließ. Offen ist aber noch, für wen.

Laut FAZ ist Kehlmann die Mentor-Version von Regisseur Michael Wedekind zu platt humoristisch ausgefallen, nicht subtil und feinfühlig genug. So richtig Lust, diesen Vorwurf zu überprüfen, macht die Aufführung allerdings nicht. Die prima zur Buchmesse passende kleine Genrekomödie im Schreibermilieu handelt davon, dass ein Verlag den berühmten älteren Schriftsteller Benjamin Rubin mit dem versprechenden Jungdramatiker Martin Wegner für eine Woche in einer klassizistischen Edelvilla mit Grün und Froschquakteich zusammenbringt, um in einer Art Workshop dessen neues Stück zu profilieren. Das aber geht nicht gut und ist vor allem deshalb sehr unterhaltsam, weil der schnäubige Halstuch-Senior dem jungen Kulturrebellen mit großer rhetorischer Geste und in einigen herrlichen Kehlmann-Dialogen seinen Text »Namenlos« um die Ohren schlägt.

Peter Fricke als einen selbstherrlichen Großmeister mit präsenilem Touch zu erleben, macht großes Vergnügen, auch wenn man sich sein Gegenüber, Lutz Erik Aikele etwas zwingender wünschte. Die Begegnung der beiden im zweiten Akt ist der (viel zu) frühe Höhepunkt eines insgesamt doch eher banalen Stückchens, das dem Clash der Generationen eine weder optisch, noch inhaltlich, noch darstellerisch zwingende Affäre zwischen Rubin und Wegners Frau (Viola Wedekind) folgen lässt, sodass selbst eine Nettospielzeit von gut fünf Viertelstunden nicht gänzlich vor Längen feit. Für einen unangestrengten Abend nach anstrengenden Buchmessetagen vielleicht doch das Richtige.

gt
Termine: bis 20. Oktober; Di.-Sa. jeweils 20 Uhr, So. 18 Uhr
Info: www.fritzremond.de

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