Und: Der Ausblick für September und Oktober: Stephanie Comalang und Suzanne Duchamp
Es gibt ja nun viele Paraden, aber diese hier ist speziell. Die Schirn zieht um und lässt es sich nicht nehmen, dies als Spektakel inszenieren. In den 1980ern erbaut, thront das Ausstellungshaus unübersehbar als Relikt seiner architektonischen Blütezeit über der niedlichen Altstadt und ist zum Sanierungsfall geworden. Der neue temporäre Unterschlupf in der ehemaligen Dondorf-Druckerei ist ein Glücksfall, handelt es sich doch um ein etwas zerschlissenes und trotzdem sehr attraktives Denkmal der Industriekultur in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bockenheimer Depot. Und noch aus einem weiteren Grund ist es eine gute Wahl: Sie war in den 1970ern Sitz der musik- und kunstpädagogischen Fakultäten der Universität, und vielleicht hat auch der junge Anselm Kiefer seinem Vater Albert, der im kunstpädagogischen Fachbereich Professor war, dort auf die Finger geschaut.
Wer aber jetzt für die Parade am 7. September verantwortlich zeichnet, ist die weltbekannte Choreografin Sasha Waltz, die mit ihrer Compagnie und rund 100 weiteren Tänzer*innen den Umzug symbolisch feiert und sich dafür etwas Besonders ausgedacht hat. Im Zusammenspiel mit professionellen Tänzer*innen und Laiengruppen entstand eine Choreografie aus 53 variablen Bewegungsfiguren, die auf Grundlage des Minimal Music- Stückes »In C-Community« von Terry Riley basiert. »›In C‹ ist offen für Adaptionen in allen Tanzstilen, für Einflüsse aus verschiedenen Kulturkreisen, für Profis und Amateure, für Jung und Alt. Die aktiv Teilnehmenden sowie die Zuschauer*innen werden Teil einer einzigartigen Performance, die die demokratischen Prinzipien von Teilhabe und Gleichberechtigung nicht nur darstellt, sondern praktiziert.«, heißt es im Pressetext dazu. Teilhabe, Gleichberechtigung, wenn das kein Versprechen ist! Live-Musik gibt’s von der Techno-Marching Band Meute.
Am 7. September defiliert die Parade also um 15 Uhr von der Schirn los und trifft um 16 Uhr in der Dondorf-Druckerei an der Sophienstraße ein. Auch eine schöne Nachricht: das »Badias« zieht mit nach Bockenheim. Und die Mini-Schirn sowieso. Vom 9. September an steht das Haus dann offen.
Die erste Ausstellung im neuen temporären Domizil gilt der kanadisch-philippinischen Video-Installations-Künstlerin Stephanie Comilang, deren Werke sie vom 25. September an zeigen wird. Erstmals in Deutschland zu sehen sind ihre beiden jüngsten Filme »Search for Life. Diptych« (2024/25) sowie »Diaspora Ad Astra« (2020). In ihren Arbeiten, den »science fiction documentaries«, wie sie selbst getauft hat, verwebt Stephanie Comilang Dokumentarisches mit poetischen Erzählmustern, ihre Themen drehen sich um Migration, indigene Kultur und natürlich um das Meer. Damit begleitet die Schirn das diesjährige Gastland der Buchmesse, die Philippinen.
Im Schatten ihres berühmten Bruders Marcel hat Suzanne Duchamp lange genug zugebracht, die Schirn widmet ihr, einer Pionierin des Dada, eine umfassende Werkschau ab Oktober.
Und Hang-Outs gibt’s natürlich auch wieder, diesmal am 11. und 18. September, ab 19 Uhr.