Frankfurt muß wählen. Ob wir aber die Wahl haben, ist eine ganz andere Frage. Denn die Frankfurter Christdemokraten, nach der letzten Kommunalwahl schon in politische Unsichtbarkeit verfallen, warteten mit einem Coup auf. Petra Roths Ankündigung eines vorzeitigen Rückzugs mit gleichzeitigen Personalempfehlungen löste den gordischen Knoten innerparteilicher Machtverteilung einerseits und legte den grünen Koalitionspartner, der sie seit sechs Monaten inhaltlich immer wieder in den Schatten gestellt hatte, mit einem Schlag lahm. Seit ihrem durch Fukushima bedingten Zufallserfolg gingen die Grünen in selbstgefälliger Überheblichkeit davon aus, mit der grünen Umweltdezernentin Manuela Rottmann eine nahezu unschlagbare Nachfolgerin für die christdemokratische Lichtgestalt ins Rennen schicken zu können. Einzig Rottmann selbst schien sich ihrer Grenzen als potentielles Stadtoberhaupt bewußt zu sein. Erst drückte sie sich um eine klare Aussage zu einer möglichen Kandidatur herum, dann warf sie das Handtuch mit einem Generalrückzug. Womit sie die grüne Flanke für Petra Roth öffnete. Zeigt aber auch, wie viel Glück wir nun haben, sie nicht gewählt haben zu müssen. Nun waren es die Grünen, die vor Schreck gelähmt von ihrem Koalitionspartner vor sich her getrieben wurden. Namen wurden nahezu beliebig über die lokale Presse in den Ring geworfen. Ja, man schaffte es sogar, ein paar Tage nach der Bekanntgabe dem christdemokratischen Kandidaten den Rücken zu stärken. Der Frankfurter Rundschau konnte man entnehmen, daß man mit dem damaligen Ordnungsdezernenten Boris Rhein doch immer prima zusammengearbeitet habe. Warum also auch nicht als OB. Das zumindest schien die unausgesprochene Aussage grünen Führungspersonals zu sein. Am liebsten hätten sie wahrscheinlich ganz auf einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin verzichtet. Doch nie war eigentlich die Chance so groß wie jetzt, eine eigene OB-Kandidatin durchzubringen, wenn man denn nur eine hätte. Auf der einen Seite der rechts-konservative Rhein, auf der anderen Seite eine sich selbst auseinander nehmende SPD, bei der sich ein vor allem durch lebensgroße Pappfiguren bekannt gewordener Bornheimer einen mehr oder minder lustigen öffentlichen Schaukampf mit einem innerparteilichen Mitbewerber liefert. Der hat immerhin den Vorteil weder positiv noch negativ, sondern eben gar nicht aufgefallen zu sein. Bei diesem Spektrum wenig bunt gefiederter Hahnenkämpfe war die Chance für die Grünen eigentlich groß, lachender Dritter werden zu können. Mit einer Person, einer Frau allzumal, die das (groß-)städtisch liberale, das weltoffene, das multikulturelle, das nachhaltig denkende Gesicht dieser Stadt verkörpert. Aber woher nehmen? Daß die Wahl dann auf eine nahezu unbekannte, wenngleich sympathische und fachlich kompetente Frau fiel, machte deutlich, daß die Grünen mehr auf Zufall den auf Sieg setzen. Könnte ja sein, daß die unverbrauchte Grüne dem dann gekürten SPD-Kandidaten den Rang abläuft, um anschließend womöglich in einer Stichwahl die ganzen nicht-rechten Stimmen zu sammeln. Könnte ja sein. Und galt Petra Roth nicht damals als innerparteiliche Verlegenheitslösung. Aber ob sich Geschichte wiederholt, bleibt fraglich.