Früher hatte genügt, Gerhard Schröder in meiner Gegenwart zu erwähnen, um mich auf die Palme zu bringen. Ich hielt ihn für ein »Basta«-brüllendes Großmaul, das über »Learning by Screaming« regiert – eine Methode, die sich mittlerweile durchgesetzt hat. (Man schreit einfach – heute vorzugsweise per Twitter, Whatsapp oder Facebook – irgendeine mehr oder weniger blödsinnige Botschaft in die Welt, misst dann den Schrei der Empörung, der durch die Lande geht, ändert »On the Fly« sein Statement so lange, bis sich die Empörung auf Hintergrundrauschen reduziert.
Donald Trump, der mit den Linken und den Grünen einige ihrer Abneigungen (wie Globalisierung, Nato und TTIP) teilt, beherrscht das perfekt. Im Wahlkampf hat er beinahe stündlich die Meinung gewechselt, ohne dass ihm seine Anhänger das übelnahmen. Was gut ist für einen Regierungschef, weil er ungestraft zugegeben kann, dass er sich getäuscht hat. Was jedoch für Sigmar Gabriel ein Problem ist – wie für die Herren Draghi, Juncker, Trittin oder Martin Schulz. Wobei Sigmar Gabriel der wendigste unter den genannten ist, wenngleich mit etwas niedrigerer Meinungsänderungsfrequenz als Trump. (Über Seehofer wollen wir in diesem Zusammenhang gar nicht erst reden.) Im Unterschied zu Trump nimmt man Gabriel übel, was man wohlwollend auch als Lernprozeß loben könnte. Wohingegen die anderen genannten niemals ihre Meinung ändern (können?). Herr Draghi ist immer noch der Überzeugung, dass die EZB ihr Inflationsziel erreichen wird, Trittin glaubt nach wie vor an Dosenpfand und Superreichensteuer, Juncker, dass er in Wahrheit der Präsident der Vereinigten Staaten von Europa ist. Schulz glaubt das im Grunde auch von sich. Er hat jedoch – außer allerlei Gebabbel – keine Verdienste, Erfahrung oder Machtbasis, dafür eine Meinung zu allem und jedem, die er, wie der berüchtigte Elefant im Porzellanladen, ohne Rücksicht auf Zeit, Ort oder Gefühle vertritt. Martin Schulz, der Mann, der niemals recht hat, die nackte Kanone unter den Diplomaten, ersetzt bald Steinmeier als Außenminister, der wiederum Bundespräsident wird als Nachfolger von Gauck.
Schulz hat – als erste Amtshandlung? – beschlossen, Herrn Trump einen Vertrauensvorschuß zu geben. Falls Trump dieser generösen Geste nicht gerecht wird, wird er vermutlich von Schulz der Broccoli als neuer Bond-Bösewicht, als Goldfinger 4.0, angedient: I expect you to die, Mr. »wer auch immer dann Bond spielt«, und sei es Schulz selbst.
Wer künftig einen Namen sucht, der mich auf die Palme bringt wie einst der Name Schröder, muß nur »Martin Schulz« säuseln. Der will nun auch im »wirklichen Leben« Schröders Nachfolger werden? Da in letzter Zeit immer genau das eintritt, was ich explizit nicht will, kriege ich langsam richtig Schiss.