Kunsthalle Schirn: Roni Horns »Portrait of an Image« mit Isabelle Huppert

Isabelle Huppert 2005 (Foto: Rony Horn)Das Gegenteil von Marylin

Es ist nicht mehr ganz jung und bisweilen ein bisschen fleckig, weil weitgehend ungeschminkt. Trotz seiner frappierenden Gewöhnlichkeit wird das Frauengesicht vertraut vorkommen, das seit Mitte Dezember mit wechselndem Ausdruck, manchmal dauerhaft, manchmal nur für ein paar Stunden, auf Plakatwänden, Bussen oder virtuellen Werbeflächen der Bahnhöfe der Rhein-Main-Region auftaucht. Und einigen sehr wohl bekannt, schließlich gehört es Isabelle Huppert, einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Schauspielerinnen.

Ihren Namen sucht man indes vergebens auf diesen Bildern, es fehlt auch sonst jeglicher Hinweis darauf, wer sie warum teils so unvorteilhaft in Szene setzt. Derart anonymisiert ist Hupperts mit 16 verschiedenen Motiven stadtweit präsentiertes Gesicht nur eines von vielen, eines von zahllosen sogar – wie man plötzlich feststellt – der von Gesichtern beherrschten städtischen Öffentlichkeit. »Wir leben in einer facialen Gesellschaft«, hört man bei der Vorstellung der Schau – und hat wieder was gelernt. Wenn Hupperts Antlitz auffällt, dann deshalb, weil es sich anders als all die anderen einfach nicht zuordnen lässt. Keinem Produkt, keinem Event, keiner Institution, nicht einmal der Schirn als Veranstalterin.

Auf genau diese tausendfache Irritierung im öffentlichen Raum setzt die »fotografische Intervention« der 1955 geborenen US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn. Obwohl die Serie »Portrait of an Image (with Isabelle Huppert)« bereits 2004 und 2005 entstand, ist diese nun für Frankfurt in Kooperation mit der Schirn gewählte Form der urbanen Präsentation ein Novum in ihrem Schaffen. Insgesamt hat Horn 100 Aufnahmen gefertigt. Auf zwei Ebenen der gläsernen Rotunde der Schirn ist die ganze Serie in jeweils zehn Fünfersequenzen zu sehen. Jede Sequenz stellt in einzelnen Abfolgen eine der Rollen aus Hupperts großem Filmoeuvre vor, in die sich die Französin ohne jedes Hilfsmittel und Requisiten einzufühlen hatte. Auch einen Hinweis, welche Filme den Bildern zugrunde liegen, gibt es nicht. Fakt ist jedenfalls, dass es jeweils ein Figur ist, die Huppert schauspielert, nicht aber sie selbst.

Roni Horn, zu deren großen Themen die Frage der Identität gehört, bezeichnet Isabelle Huppert in einer (veröffentlichten) E-Mail aus der Korrespondenz der beiden als eine Anti-Ikone und das absolute Gegenteil jener Kunstfigur Marilyn Monroe alias Norma Jean. Ihre Bewunderung gilt der Gabe der Schauspielerin, alle dargestellten Charaktere als Spiegelung der eigenen Persönlichkeit zu zeigen: »Was immer du zu sein scheinst, bist … du selbst«, schreibt Horn. Die Kuratorin der Frankfurter Schau, hat die Sicht der Künstlerin am Beispiel ihrer Serie »Some Thames« erläutert, die um die Jahrtausendwende entstand und die Themse in phantastischen Oberflächenaufnahmen in den unterschiedlichsten »Gemütszuständen« porträtiert.

Lorenz Gatt

 

Da es keine separate Roni-Horn-Ausstellung in der Kunsthalle Schirn gibt, sind die Fotografien in der Rotunde nur den Besuchern der laufenden Ausstellungen zugänglich.
Bis 26. Januar 2014;
Di.–So. 10–19 Uhr; Mi., Do. bis 22 Uhr
www.schirn.de

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