Von Ah bis Oh
Es ist ganz und gar keine der üblichen schulisch-pädagogischen Museumsaufstellungen, kein chronologischer Abriss zum Mitschreiben. In den neuen Räumen der Naturhistorischen Sammlung des Museums Wiesbaden sind Ahs und Ohs, Ahas und Ohos angesagt. Unter dem Titel »Ästhetik der Natur« treten die rund 5.000 Exponate der neuen Dauerausstellung in mutwillig scheinenden Formationen an, die den Themen »Form«, »Farbe«, »Zeit« und »Bewegung« in eigenen Räumen gewidmet sind, und inspirieren den Besucher zu freien Assoziationen. Die Ausstellung bindet in jedes der gestellten Themen zeitgenössische Kunstwerke ein und zeigt sich der Kunst durch offene Übergänge zu den ebenfalls erweiterten Sälen der Alten Meister und den anderen Teilen der Gemäldesammlung auch räumlich verbunden.
Spektakulär wird der riesige Schatz an hochwertigen Tierpräparaten, über den das Museum seit jeher verfügt, für die einzelnen Themen in Szene gesetzt, Dabei kommt auch die hohe Kunst ihrer Herstellung zur Geltung, ob es sich um einen Wildfuchs, einen Käfer oder einen Schwarm Hammerhaie handeln mag. Oder um den prächtigen weißen Empfangseisbär vor dem Raum »Farbe«, für den auch die Bewohner der Vogelvoliere, ein Höhepunkt der Schau, oder das Zebra posieren. Der Schweizer Künstler und Farbenforscher Stefan Muntwyler hat über 100 Farbmuster angefertigt, die sich in der Natur, wie in Vogelgefiedern oder auch in Mineralien wiederfinden. Selbst die im Perlglanzschiller von Kolibrifedern lackierten Autos werden thematisiert.
Im Raum »Bewegung« ziehen wir den Kopf ein unter der siebenköpfigen Schwänestaffel in V-Formation, deren Mitglieder die Stadien ihres Flügelschlags demonstrieren. Wir sehen den im Hochtempo jagenden Gepard als imposantes Kraftpaket just in der Minisekunde des Richtungswechsels im Lauf und den vor ihm flüchtenden Springbock, sowie andere Spezies der Luft, der Erde und des Wassers in ihren entwickelten Fähigkeiten.
Bilder von Schönheit, Eleganz und evolutionär erworbener Funktonalität begleiten uns auch im Raum »Formen« zu Muschelbauten, Schneckenhäuser, Schädelkonstruktionen und den vom holländischen Künstler Auke de Vries modellierten Vogelnestern, bevor uns der Raum »Zeit« in die Erdgeschichte entführt.