Dass die Festspiele im Ludwigshafener Pfalzbau auch in diesem Jahr stattfinden, ist schon mal die erste positive Nachricht. Die zweite ergibt sich aus dem Blick auf das Programm. Dem Intendanten Tilman Gersch ist es gelungen, trotz alledem attraktive Gäste in die Pfalz-Metropole zu verpflichten, wenngleich nicht alle und alles, wie ursprünglich geplant. So ist Fassbinders »Ehre der Maria Braun« (Schaubühne Berlin) abstandstechnisch nicht spielbar, und die »Matthäuspassion« Opfer der Reiserestriktionen für die Kamea Dance Company aus Israel.
Dafür aber wird Ludwigshafen – Stand heute – die legendäre Pina Bausch-Choreografie »Palermo, Palermo« des Wuppertaler Tanztheaters sehen (10.–12. Dezember). Und wer weiß, ob so kurz vor Weihnachten nicht doch mehr als 295 Besucher in das 1.400-Sitze-Haus passen?
Den Auftakt des Tanzprogramms freilich, das in diesem Jahr von Marco Goecke (!) kuratiert wird, macht am 8., 9. Oktober das Les Ballets de Monte Carlo mit »Coppél-i.-A«. Dessen Leiter Jean-Christophe Maillot präsentiert in dieser Choreografie E.T.A. Hoffmanns berühmte Erzählung »Der Sandmann« im Lichte des zunehmenden Einflusses der künstlichen Intelligenz in unserer Gesellschaft. Mit der vor Jahresfrist konzipierten opulenten Schau verbinde sich eine tiefschauende Analyse unserer Gegenwart, die auch die Bedrohungen durch das Coronavirus einschließe, meint das Programm.
Marco Goecke tritt nur wenige Tage später (13./14 Oktober) mit einer eigenen, seiner neuen Arbeit »Lieben Sie Gershwin?« auf den Plan, die mit Gauthier Dance in Stuttgart realisiert wurde und mit Soli und Zweierkombinationen bereits den besonderen Bedingungen Rechnung trägt. Von wegen also »and the living is easy«! Oder doch? Mit Spannung wird erwartet, wie die bisher mit Tanzikonen wie Fred Astaire oder Gene Kelly verbundene Musik von George Gershwin sich auf den bevorzugt Oberkörper und Arme einsetzenden Stil Goeckes überträgt.
Weitere Gäste Im Pfalzbau werden das Spellbound Contemporary Ballet aus Rom (»25 Years Spellbound«, 6./7. November), die Compagnia Naturale Labor aus Florenz (»Piazzola Tango/En Tus Ojos«, 22. November.), das Ballet du Grand Théatre de Genève (»Der Nussknacker«, 17,/18. Dezember) sein. Im Spezialprogramm des Festivals bitten außerdem Tom Paasonen (»Retrospectrum 1 – 5 solos for 5 decades «, 18.November) und der im Oktober schon im Gallus Theater (siehe Artikel rechts) auftretende indonesische Künstler Ruben Reniers (»displacement«, 20. November) zum Tanz.
gt (Foto: Palermo, Palermo, © Alan Ljubic)
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