In einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 17./18.5.25 brachte es der Dirigent Simon Rattle auf den Punkt: Die Kunst sei, wenn von ihr eingefangen, ein unheilbarer Virus – er ändere das Leben und bringe uns in Kontakt mit anderen Menschen. Und wenn diese Kunst in geradezu unbändiger Vielfalt daherkommt wie bei den musikalischen Projekten des hr-Sinfonieorchesters, lässt man/frau sich gern von einem solchen Virus infizieren. So verspricht auch die Saison 2025/26 wieder einige Highlights, die am 21. August mit einem »Sommernachtstraum« beim Europa Open Air am Main unterhalb der EZB ihren Anfang nehmen. Das überaus launig-virtuose Konzert für zwei Klaviere und Orchester von Francis Poulenc wird umrahmt von Ohrwürmern von Chatschaturjan, Franz Liszt und zum Anbruch der Dunkelheit Auszüge aus der berühmten Suite »Die Planeten« von Gustav Holst.
Mit dabei sind die diesjährigen Artists in Residence, die holländischen Klavierbrüder Lucas und Arthur Jussen, die gleich für weitere fünf Konzertprojekte engagiert sind: u.a. für einen Abend (26.9.) des Klangästheten Maurice Ravel, dessen 150. Geburtstag weltweit gefeiert wird. Dessen »Mutter Gans« (Ma mère l´oye) wird sich am 24.9. in Saint-Saens´ Karneval der Tiere einreihen.
Spannend wird sicher auch eine Begegnung mit der Koreanerin Unsuk Chin, die aus der Komponistenschmiede von György Ligeti kommt und sich in ihren virtuosen Orchesterwerken kaum einer stilistischen Schule zuordnen lassen will. Am 27./28.11. wird »Ritus eines Herzschlags« im Kontext mit Schostakowitschs selten aufgeführter 11. Sinfonie zu erleben sein. Ihr Cellokonzert hat sich am 22.2.26 die Solistin Alisa Weilerstein vorgenommen und ein »Subito con forza« startet (5.3.26) über Beethovens explosiven Auftakt der »Coriolan-Ouvertüre« mit »geballter Kraft« in fünf atemberaubenden Minuten quasi durch alle nur möglichen, stilistischen Klangebenen.
Neben großen Namen am Pult (Kent Nagano, Sylvain Cambreling, Philippe Herreweghe) wird es wieder junge Talente zu beobachten geben wie die Dirigentin Tabita Berglund aus Norwegen (20.11.), die Finnin Dalia Stasevska mit einem Ravel- und Lutoslawski-Programm (7./8.5.26) oder Kanchun Wong – im Rahmen der Auftakt-Konzerte – mit »Schostakowitsch pur«.
Zusammen mit dem armenischen Geiger/Dirigenten Sergey Khachatryan wird sich Orchesterchef Alain Altinoglu auf seine eigenen Wurzeln beziehen: Armenian Soul erklingt am 16. und 17.4. mit Kompositionen von Aram Chatschaturjan und am 19.4. Kammermusik aus Armenien im hr-Sendesaal.
Neben den großen Konzerten wird es, wie die Jahre vorher, u.a. Kammerkonzerte von Mitgliedern des Sinfonieorchesters (auch außerhalb von Frankfurt) und Konzertreihen im hr-Sendesaal geben, ebenso »Quick & Classy« als Kompaktformat »Afterwork«, das Format »Forum N« für neue Musik, »Barock+« und Einiges mehr.
Erfreulich sind auch besondere Preisgestaltungen für Jugendliche unter 20 (10 € für einige Konzerte) bzw. 30 Jahren (50% Ermäßigung).
Wie gesagt (s.o.): der unheilbare Virus Kunst soll anstecken!
Ritus eines Herzschlags – Saisonvorschau des hr-Sinfonieorchesters
