Es schien wie ein später Sieg der Frauenbewegung: Eine der letzten Domänen der deutschen Männerwelt war erobert worden: die Armee. Womit sie allerdings der Entwicklung in den anderen Ländern dieser Welt hinterherhinkten. Nicht dass Frauen nicht schon immer eine mehr oder minder dankbare Rolle bei der Unterstützung von als Landesverteidigung ausgegebenen Kriegszügen spielen durften. Mal als Marketenderinnen zur seelisch-leiblichen Erbauung der Hellebarden bestückten Landsknechte, mal als Griesbrei bewaffnete Dithmarscher Bauernfrauen, die damit halfen, den Ansturm der dänisch-schleswig-holsteinischen Horden abzuwehren, nachdem die tapferen Bauersmänner diesen durch Deichöffnung nasse Füße beschert hatten (Wohr di, de Buur de kump – Hüte dich, der Bauer kommt) – in diesem Fall also tatsächlich Landesverteidigung.
Als Lazarettschwestern durften sie auch schon des Längeren tätig sein, der Durchbruch war aber, dass Frauen nun den Dienst mit der Waffe in der Hand gleichberechtigt neben den schießenden Männern ausüben konnten. Und um dieser Entwicklung dann die Krone aufzusetzen, war es Königin Angela in ihrer dritten Herrschaftsperiode, die eine Frau zur Führerin aller Waffengattungen machte. Über ihre Beweggründe wird zwar immer noch wild spekuliert. Dass sie hoffte, ihre möglich Konkurrentin würde in einem der Auslandseinsätze dahingerafft, entbehrt aber jeglicher Grundlage (hab’ ich mir im Übrigen auch eben erst ausgedacht).
Was aber zeichnet die blonde Hünin aus Niedersachsen aus, den Männern und nun ja auch Frauen in Uniform zu zeigen wo’s kriegsmäßig so lang geht? Nun ist ja bekannt, dass die als Röschen in die Landesgeschichte eingegangene Tochter des früheren Ministerpräsidenten Albrecht, schon am heimischen Herd Erfahrungen mit der Führung einer Truppe gemacht hat: sieben Kinder und vielleicht ja auch noch den Ehemann galt es durch die Irrungen ihrer Karriere zu geleiten. Dass sie vor diesem Hintergrund dann natürlich erst einmal die Geschicke des Familienministeriums in der ersten Merkelschen Regentschaft leitete, ergab sich fast von selbst. Und Familie wurde dann zum Leitthema ihres gesamten politischen Handelns. Frauen, Kinder, Beruf (und vielleicht auch noch den Mann) zusammen auf die Reihe zu bringen, machte sie zum Querschnittsthema der deutschen Politik, eben nicht nur als Familienministerin, sondern dann auch im Arbeits- und Sozialministerium. Scherte sich dabei auch nur wenig über ihre Übergriffe in das eigentlich zuständige Ressort, das mit dem Leichtgewicht Kristina Schröder dem auch nicht viel entgegenzusetzen hatte.
Und dann der Durchbruch: Familien- und Erziehungszeit für die kämpfenden Truppe. Es schien die Revolution der einst so stolz in den Untergang marschierten Pickel- und sonstigen Haubenträgern. Und nun offenbarte sich die ganze Hinterhältigkeit dieses Manövers. War doch die Drohnengeschichte mit all ihren Skandalen schon fast nicht mehr durchsetzungsfähig, schafft ihre nun das neue familienpolitische Verteigungsleitbild neue Legitimation. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Homeoffice bei der Bundeswehr? Kein Problem! Fläschchen wärmen, Kinder versorgen, Wäsche waschen und so ganz nebenbei mit dem Joystick am heimischen Laptop mal eben so ein paar Taliban erledigen – alles kein Problem mehr. Das familienpolitische Leitbild der Christenunion setzt sich nun auch im Hightech-Töten durch.
Prost Mahlzeit.