Ein Berufungsgericht im Sudan hat am 23.06.2014 das Todesurteil gegen Mariam Yahya Ibrahim Ishag (Strandgut Juni 2014) aufgehoben und die junge Frau auf freien Fuß gesetzt. Dies geschah, so heißt es, aufgrund von massivem internationalen Druck und nicht, weil dem untergeordneten Gericht ein Rechtsfehler unterlaufen war. Der Skandal der sudanesischen Rechtsprechung, die sich auf den Islam und die Scharia beruft und jedem Mensch, der im Sudan geboren wird, den islamischen Glauben zwangsverordnet, bleibt bestehen und schreit zum Himmel. Das Verfahren gegen Frau Ishag offenbart aber auch, zu welcher Niedertracht Menschen unter derartigen (Glaubens-)Regimen und in solchen Situationen fähig sind, denn das Verfahren gegen sie wurde aufgrund einer Anzeige aus dem eigenen Familienkreis eröffnet.
Dazu ein weiterer Fall, der sich vor wenigen Wochen in Pakistan ereignet hat. Weil sie sich einer Zwangsverheiratung widersetzt hatte, wurde eine Muslima, die im dritten Monat schwangere Farzana Iqbal, vor Betreten eines Gerichts in Lahore von 20 Angehörigen ihrer Familie, darunter Vater, Mutter, zwei Brüder und der Cousin, den sie heiraten sollte, gesteinigt. Die Polizei stand dabei und sah zu. Niemand zeigte Reue.
Die Frage ist, ob sich bei uns niemand für Leute wie Mariam Yahya Ibrahim Ishag oder Farzana Iqbal interessiert oder ob unsere Funktionärselite nur zu feige ist, sich mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern auseinanderzusetzen.
Statt beispielsweise ein Jugendhaus im Gallus vor Salafisten zu schützen, wurde der Laden lieber dichtgemacht.
Weder Nikolaus Schneider von der EKD, der sonst keinen Zeitgeist-Hintern (von der Schwulenehe bis zur Bibel in »gerechter« Sprache), in den man kriechen könnte, ausläßt – noch der dicke Bischof Marx, der gemeinsam mit seinem Vorgesetzten Franziskus einem gepflegten Antikapitalismus frönt (man heißt schließlich nicht umsonst Marx) haben sich dazu geäußert, daß auf dieser Welt zunehmend Christen um ihres Glaubens willen oder Muslime wegen Wahrnehmung ihrer (angeblich) »universellen Menschenrechte« verfolgt, bedroht und umgebracht werden, und zwar fast immer von Muslimen.
Jedesmal, wenn ich die Mörfelder Landstraße Richtung Stadion fahre, ärgere ich mich über Transparente an der dortigen Kirche, die gegen den Ausbau des Flughafens wettern. Was, mit Verlaub, geht die Kirche der Flughafen an?
Wieso kümmert ihr euch nicht um die Verfolgten, die Armen, die Heimatlosen, die Hungernden, wie das der christliche Auftrag ist?
Die eigentliche Gretchenfrage sei aber an die Interessenvertreter der Muslime in Deutschland gerichtet: wie haltet ihr‘s mit Glauben und Gesetz?
Kurt Otterbacher