Städel Graphische Sammlung: Einladung zum Vis-à-vis

van Gogh 1890  (Foto: Städel Artothek)Gegenüber-Stellungen

Vom 19. Februar an nimmt das Städel-Museum in seiner Abteilung Graphische Sammlung die Künstler ins Visier. In dem der Lichtempfindlichkeit seiner Exponate wegen stets etwas dunkel und gedämpft anmutenden Raum wird die Schau »Vis-à-vis« bis zum 11. Mai rund 100 Arbeiten aus dem eigenen rund 100.000 Objekte umfassenden Bestand präsentieren: ausgewählte Porträts und Selbstbildnisse von Künstlern der Moderne. Kuratiert hat das Ganze die Leiterin der Graphischen Sammlung, Jutta Schütt, die auf »die strenge Frontalität« der En-Face-Bilder weist, die zum »Zwiegespräch von Angesicht zu Angesicht« einlüden.

 

Zur Einstimmung im Folgenden Auzüge aus der Ankündigung des Städel:

»Das aus Zeichnungen, druckgrafischen Arbeiten und Fotografien zusammengestellte Werkensemble wird weitgehend chronologisch präsentiert. Die Auswahl reicht von einem radierten Selbstbildnis des Malers Francisco de Goya aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis zu einem Porträt des US-amerikanischen Komponisten Philip Glass, das sein Freund Chuck Close im Jahr 1995 radierte. Gezeigt werden ausgewählte Arbeiten bekannter, aber auch unbekannterer Künstler wie Jean-Auguste-Dominique Ingres, Edouard Manet, Vincent van Gogh, Edvard Munch, Käthe Kollwitz, Hans am Ende, Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Albert Müller, Otto Pankok, Olaf Gulbransson, David Hockney und Christian Boltanski, die sich in spannender und teilweise völlig unterschiedlicher Art und Weise mit der kunsthistorisch bedeutsamen Gattung des Porträts auseinandersetzen.

Anhand der vielfältigen Exponate aus rund 200 Jahren erinnert die Ausstellung auch daran, wie das Genre des gezeichneten oder gedruckten Bildnisses im 19. Jahrhundert durch das Aufkommen der Fotografie einen Umbruch erfuhr und bildende Künstler wiederum als Reaktion darauf eigenständige äquivalente künstlerische Ausdrucksformen entwickelten. So gewährt die Präsentation Einblick in diese Entwicklung etwa anhand von Porträtzeichnungen Jean-Auguste-Dominique Ingres’, der sich mit jenen noch 1816 in Rom ein Zubrot verdiente, oder dem Plan für ein ›Gruppenbildnis der deutschen Künstler im Café Greco‹ von Carl Philipp Fohr. Schon bald verdrängte das neue Medium den Wunsch und Bedarf nach dem gezeichneten Bildnis.

Beispielhaft für die Kunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt die Präsentation neben Nadars Fotografie der ›George Sand‹ zwei unterschiedliche Lithografien von Edouard Manet mit dem Titel ›Bildnis der Berthe Morisot‹. Dabei ist Berthe Morisot, die Schwägerin des Künstlers, einmal in Schwarz dargestellt, ein zweites Mal zeichnen Umrisslinien ihre Konturen nach.

Auch die Wiederbelebung der Technik der Radierung in Paris ist im Zusammenhang mit der Erfindung der Fotografie zu verstehen. Das Bildnis von James Abbott McNeill Whistler, ›Becquet – The Fiddler‹, demonstriert diese Entwicklung ebenso wie die malerisch und bewegt radierten Bildnisse von Anders Zorn. Das ebenfalls gezeigte Werk ›L’homme à la pipe‹ von Vincent van Gogh, die einzige Radierung im OEuvre des Niederländers erinnert an sein weltweit bekanntes Gemälde ›Dr. Gachet‹,das 1937 im Frankfurter Städel Museum beschlagnahmt wurde. (…)

Unter den Bildnissen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts präsentiert die Ausstellung die Zeichnung ›Portrait de Diego‹ von Alberto Giacometti. Dem Sammlungsbereich der Druckgrafik entstammt der Farbholzschnitt von Roy Lichtenstein aus der Folge ›Expressionist Woodcuts‹.

Das einzelne ausgestellte Bildnis, erzählt in der Begegnung des Betrachters und des Dargestellten seine individuelle Geschichte. Doch in dem Zusammentreffen der Bildnisse, aus rund 200 Jahren lässt ›Vis-á-vis. Bildnisse in der Graphischen Sammlung‹ Vergleiche zu und zeigt Parallelen auf, die stilistisch und zeitlich übergreifend sind.«

www.staedelmuseum.de

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