Tanzmainz-Festival #2 vom 23. März bis 1. April mit insgesamt 16 Compagnien aus aller Welt

Wechselbäder der Gefühle

Das Mekka des modernen Tanzes: Für zehn Tage am Ende des Monats März liegt es jenseits der hessischen Landesgrenzen beim »tanzmainz festival #2«. Bei allein fünf deutschen Erstaufführungen und einer stilistischen Bandbreite von Neoklassik über Tanztheater und purem Tanz bis hin zu konzeptionellen Arbeiten ist für unterschiedlichste Interessen und Zielgruppen etwas dabei. Tanzdirektor Honne Dohrmann, der auch bei der zweiten Auflage des im Vorjahr erfolgreich eingeführten Meetings für die Zusammenstellung verantwortlich zeichnet, nennt es eine »großartige Möglichkeit der Inspiration, so viele verschiedene Stilrichtungen aus aller Welt in nur zehn Tagen erleben zu können«.
Eröffnet wird das Festival mit einem dreiteiligen Ballettabend der italienischen Compagnia Aterballetto im Großen Haus (23.März, 19.20 Uhr). Dessen Auftakt  bildet »Antitesi« des griechischen Choreografen Andonis Foniadakis. Gegensätze dienen ihm als Abbild der Welt. Untermalt von modernen Industrieklängen bis hin zu Werken des italienischen Barock verspricht dieser Teil des Abends ein Wechselbad der Gefühle. In »#hybrid« des jungen Choreografen Philippe Katz trifft Spitzenschuh auf Streetdance und in »Bliss« – einer deutschen Erstaufführung – gelingt es dem Schweden John Inger, das legendäre »Köln Concert« des Jazzpianisten Keith Jarrett in Tanz zu übersetzen. Unbedingt ansehen.
Drei Choreografien mit unterschiedlichen Bewegungssprachen zeigt auch die Sào Paulo Dance Company (27. März, 19.30 Uhr). In »Seasons« geht es um das Szenegedächtnis des Tanzes, in »Grey Sky« um unendliche Liebe und in »Gnawa« um Ritual, Mythos und Trance.
Die Musik von Igor Strawinsky ist gleich zweimal vertreten. Zu seiner Komposition »Oktett« aus dem Jahr 1923 – einer mit Blasinstrumenten ungewöhnlich besetzen Sonate – finden der slowenische Choreograf Iztok Kovac und die fünf Tänzer seiner EnKnapGroup ihren eigenen Zugang in einem Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik, Licht und Bühnenbild  (24. März, 19.30 Uhr), das immer dem Rhythmus des Metronoms gehorcht.
Die kanadische Choreografin Marie Chouinard interpretiert Strawinskys »Le Sacre du Printemps« mit einem völlig neuen und eigenwilligen Bewegungsvokabular. Für den zweiten Teil des Abends (25. März 19.30) hat Chouinard Zeichnungen aus dem Buch »Movements« des belgischen Dichters und Grafikers Henri Michaux in eine Tanzpartitur übersetzt.
Die Bonner Compagnie Cocoon Dance schafft mit ihrem Stück »Momentum« über den Bewegungssinn einen gemeinsamen Raum für Tänzer und Zuschauer. Beide Gruppen nehmen die sich steigernde Energie ebenso wie die zunehmende Erschöpfung in sich auf und lassen sie zum konstituierenden Moment der Inszenierung werden, verspricht das Programm eine Erfahrung der besonderen Art auf der U17-Bühne (29. März, 21 Uhr).
Zahlreiche Einführungen, Publikumsgespräche, Partys im Glashaus bringen den Besuchern das vielfältige Geschehen näher, zu dessen Höhepunkten auch das »MaDE – The Mainz Dance Experience« zählen sollte, wenn Tanzschaffende aus ganz Mainz das Staatstheater bespielen.

Walter H. Krämer (Foto: © Lucy M.)
www.tanzmainz.com

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