tanzmainz: Honne Dohrmann über »Impetus«, die neue Choreografie der Faust-Preisträger Nader/Campos

Die Magie der ewigen Wiederkehr

Nächstes Level, nächstes Wagnis: Vom 24. Februar an setzen achtzehn Tänzer und das Philharmonische Staatsorchester Mainz im Großen Haus die heiß erwartete neue Arbeit des angesagten Choreografen-Paares Guy Nader/Maria Campos in Szene. Es klingt wie die Story einer Garagenband, die es im Fast-Forward-Modus von der Batschkapp ins Frankfurter Waldstadion schafft, wenn Honne Dohrmann, Direktor der Tanzsparte des Hauses, den noch jungen Weg des Künstlergespanns beschreibt. Ihm fiel das libanesisch-spanische Duo beim Aerowaves-Festival in Barcelona, wo er für sein Ensemble etwas Neues in Sachen Partnering-Technik suchte, auf. Und nicht nur ihm, denn es gehöre einiges dazu, bei 600 Bewerbern unter die Aerowaves Twenty zu kommen, so Dohrmann im Gespräch.
Für seine tanzmainz-Company, die er als »Place of Creation« wechselnden Gastchoreografen für Uraufführungen anvertraue, haben Nader/Campos in der Spielzeit 2016/2017 mit »Fall Seven Times« jenen Teil des Doppelabends »Magma« kreiert, der dem wie elektrisiert reagierenden Publikum schier den Atem verschlug und den Künstlern wie seiner Haussparte den begehrten deutschen Theaterpreis »Faust« für die beste Choreografie (Strandgut 12/2017) bescherte. Nicht nur die sensationelle Auszeichnung für die Newcomer verblüffte den Tanzdirektor. Schließlich betraten auch Nader/Campos, die bis dato nur kleinformatig in der Freiens Szene Spaniens gearbeitet hatten, mit der elf Tänzer umfassenden Produktion in einem institutionellen Rahmen Neuland.
Was aber ist es, das die Leute von den Sitzen reißt? Für Dohrmann gehört die entspannte Atmosphäre dazu, in der die teils spektakulären, immer wieder neu überraschenden Bilder und Formationen entstünden. Ohne dass es die Mühe und die Anstrengung der Tanzenden verberge, sehe alles spielerisch und unangestrengt aus, sieht er eine fast emphatische Situation der Teilhabe im Publikum. Obwohl das Stück völlig abstrakt sei, erzähle es kleine, fesselnde Geschichten vom Sich-beistehen und -helfen, vom Vertrauen, das es im Miteinander – nicht nur auf der Bühne – brauche.
Ein Glücksfall, ein Traum – aber ganz gewiss kein Zufall ist dieser Erfolg in den Augen des Tanzdirektors: »Ich war wirklich beeindruckt, wie sicher und selbstbewusst die beiden ihre Handschrift in einer ihnen völlig neuen Umgebung umsetzten.« Ganz ähnlich gingen die längst weltweit tourenden Choreografen die neue Herausforderung mit großem Orchester (Leitung: Hermann Bäumer), fast doppelt so starkem Ensemble und erstmals ohne die Klangkreationen ihres Komponisten Miguel Marin im imposanten 900-Zuschauer-Opernhaus an.
Schon der Titel der 65-minütigen neuen Kreation »Impetus« (Antrieb) klingt wie eine Fortentwicklung von »Fall Seven Times«, das wesentlich das unausgesprochene »Stand up eight times« versinnbildlicht. Dohrmann kündigt zur Musik von John Adams, Jurgis Juozapaitis, Antanas Rekasius und Antonio Vivaldi eine an den Sisyphus-Mythos angelehnte »Magie der ewigen Wiederkehr« aus einer Vielzahl von Stilen und Techniken bis hin zu Martial Arts an. Dabei entstünden auf der mit Schräge und Laufband möblierten Bühne von Lucia Vonrhein spektakuläre Bilder, die weder im Ballett noch in der Neoklassik geläufig seien, aber unverwechselbar die Handschrift von Nader/Campos trügen. »Und das ist in so jungen Jahren nichts weniger als genial«.

Gisbert Gotthardt (Foto: © Andreas Etter)
Termine: 24. Februar (Premiere) und 10., 16., 23. März, jeweils 19.30 Uhr
www.staatsheater-mainz.de

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