Menschen, Tiere, Sensationen
Mit einem Paukenschlag, aber auch ziemlich vollmundig starten Matthias Pees, der Leiter vom Mousonturm Frankfurt, und seine Crew in die neue Spielzeit. Unter dem Slogan des legendären Zirkus Barnum versprechen sie nichts weniger als »The Greatest Show on Earth« im Frankfurt LAB. Ohne Netz und doppelten Boden stellen sich 14 internationale Künstler und Künstlerinnen in einer Zirkus-Show den »Herausforderungen an den Menschen des 21. Jahrhunderts«, heißt es.
Welche das sind? Nun, laut Ankündigung dürfen wir etwa einem »entblößenden Trapezakt« beiwohnen, vorgeführt vom Choreografen-Paar Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, erleben einen »Dressurakt des Selbst« und die »Performance des Glücks« von Eisa Jocson. Wir erfahren etwas über das Verhältnis von Tier und Mensch, sehen den hoffentlich nicht aussichtlosen Kampf mit einer Todesmaschine und werden von Jeremy Wade zur Revolution angestachelt. Und zu all dem spielt das neo-dadaistische 2-Mensch-Ding-Orchester Les Trucs aus Frankfurt als Zirkuskapelle auf.
Acht Mal hintereinander heißt es – allerdings nur für Menschen über 16 Jahre! – Manege frei für »Menschen, Tiere, Sensationen«. Ebenfalls mit dabei weitere klingende Namen wie Meg Stuart, Antonia Behr, Valérie Castan, sowie Philipp Quesne, der die Manege gebaut hat für die eigens entwickelten Zirkusnummern.
Mehr Performance als bei dieser Show ist wohl selten an einem Abend zu erleben, der zugleich einen umfangreichen Einblick in diese Szene bietet. »The Greatest Show on Earth« ist eine Produktion des Internationalen Sommerfestivals Kampnagel und des Mousonturms, in Koproduktion mit dem Nanterre-Amandiers Centre Dramatique National und den Münchner Kammerspielen. Dem selbst gesteckten hohen Anspruch genügte der Wanderzirkus bei seiner »Weltpremiere« kürzlich in der Hamburger Kampnagelfabrik wohl noch nicht durchgängig (siehe nachtkritik.de). Aber sowas kann sich schnell ändern.