»Will there ever be days?« in der Galerie Heussenstamm

Eine Frage, die sich kaum jemand stellt: Wie gehen israelische Künstler*innen mit der augenblicklichen Lage ihres Landes um, haben sie die Mittel, auf diesen schrecklichen Krieg zu reagieren, und wenn ja, welche? Ist das in diesem Kontext überhaupt wichtig?

Oh ja, sehr. Denn Kunst ist eine Form der Kommunikation, der Vermittlung, der sprachlosen Sprache und der Verbindung, aber auch eine Möglichkeit, Geschichte darin zu kristallisieren, Traumata auszudrücken, Gefühle aufzubewahren. Der Titel dieser Ausstellung in sich spiegelt ja schon eine zitternde Hoffnung, eine Frage, die natürlich eine positive Antwort erhofft, aber nur wie?

Die Galerie Heussenstamm stellt nun acht künstlerische Positionen in einer Ausstellung vor, die auf einer Kooperation der beiden Partnerstädte Frankfurt und Tel Aviv-Yafo beruht. Mit ihr sollen Brücken geschlagen und Dialoge ermöglicht werden zwischen den Kunstschaffenden und dem Publikum, denn es gibt kein besseres Medium für eine solche Intervention als die Kunst, da sind sich die beiden Städte einig. Den Titel haben sie einem Gedicht der litauisch-israelischen Dichterin und Schriftstellerin Leah Goldberg entnommen, die es 1943 schrieb.

Gleich das erste Exponat versperrt schon fast den Weg, bündelt die Aufmerksamkeit. Es sind die zu einem Bogen zusammengesetzten azurblauen bodenlosen Flaschen aus dem Glas von Hebron, die auf einem erdbraunen Schlaufenteppich liegen. „Historial Metamorphosis: From Kaufering to Arenas“ nennt die Künstlerin Ilana Salama Ortar ihre Installation, die auch schon an der Erinnerungsstätte zum Gedenken an die Opfer des Holocaust auf dem Gelände der EZB zu sehen war.

Doch einige der Künstler wählten einen unspektakuläreren Ausdrucksraum, so beispielsweise Nivi Alroy mit seinen „Aerial Roots“ einer dreiteiligen Bildinstallation in sanften zarten, wie hingetupften  Farben, die eine Karte des Nervensystems mit den von Vögeln bevölkerten Luftwurzeln des Banyanbaumes verbindet. Und Karim Abu Shakra malt ganz einfach Blumentöpfe, weil Pflanzen und Blumen die wahren Bewohner des Landes seien, still, kräftig, ausdauernd.

Der in Frankfurt lebende Peter Loewy ist mit prägnanten Fotoarbeiten vertreten. Die Fassade eines der typischen traditionellen Geschäfte in der Nitsana Street, die Tel Aviv mit Jaffa verbindet, ist komplett mit Spiegeln vollgestellt, die uns teilweise blind und verstaubt anstarren.

Die vielleicht sinnträchtigste Arbeit befindet sich im ersten Stock der Galerie. Es ist Dina Shenhavs skulpturale Installation „Mountain“, ein pechschwarzer Berg aus aufgetürmten Kohlestücken, der mit einigen wenigen pastellfarbigen Stoffblumen dekoriert ist. Der Lauf der Zeit arbeitet an diesem Material: die Position der Kohle verändert sich und so auch die der Blümchen, die Spitze sackt ab, das Fundament verbreitert sich. Sie soll Zerstörung symbolisieren, geologische Kollisionen, aber auch Hoffnung.

Bis zum 27.9. in der Galerie Heussenstamm, Braubachstr. 24, Mi-Sa 14-18 Uhr.
www.heussenstamm.de
Foto: Peter Loewy, Nizana St., 2018, Print on Dibond, 40 x 60 cm

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