Katz und Maus
»Non-Stop« von Jaume Collet-Serra
Wenn man ohne große Erwartungen ins Kino geht, kann man manchmal angenehm überrascht werden. Zum Beispiel von »Non-Stop«, einem Action-Film, der den Regisseur Jaume Collet-Serra und den Hauptdarsteller Liam Neeson nach »Unknown Identity« erneut zusammenführt (der Nachfolgefilm, »Run All Night« befindet sich bereits in der Postproduktion) und der von Joel Silver produziert wurde , dem Verantwortlichen für die »Lethal Weapon«-Reihe. Silver arbeitete hier bereits zum vierten Mal mit dem Regisseur zusammen.
Ohne große Erwartungen, das bezieht sich vor allem auf den Vorgänger »Unknown Identity«. Der konnte sich wegen seines Schauplatzes Berlin sogar einen Berlinale-Platz sichern, hatte aber neben all den geografischen Unzulänglichkeiten, die Ortskundigen sauer aufstoßen – wenn sich etwa die Protagonisten in Windeseile vom Flughafen zum Hauptbahnhof oder ähnlichen weit voneinander entfernten Orten begeben – auch sonst wenig zu bieten. Dagegen bleibt Collet-Serras Regiedebüt »House of Wax 3D« unvergessen, und sei es auch nur durch die Tatsache, dass da am Ende etwas durch den Kopf von Paris Hilton schießt.
Nun also »Non-Stop« mit Liam Neeson als U.S. Air Marshall, zuständig für die Sicherheit auf einem Flug von New York nach London. Dass er ein Alkoholproblem hat, macht einem diese Figur nicht unbedingt sympathischer.
Schon bald treffen auf seinem Handy merkwürdige Nachrichten ein. Er soll an die Behörden die Botschaft weiterleiten, dass 150 Millionen Dollar auf ein Nummernkonto überwiesen werden sollen – anderenfalls würde der Erpresser alle zwanzig Minuten einen Passagier der Maschine töten. Tatsächlich gibt es bald die ersten Toten, die vergiftet wurden.
So beginnt ein hübsches Katz-und-Maus-Spiel, in dem jeder der Passagiere, aber auch die Mitglieder der Besatzung verdächtig sind. Irgendwann kommt sogar der Punkt, an dem alle glauben, Neeson selber sei der Drahtzieher. Oder ist es etwa die Passagierin, mit der er so nett ins Gespräch gekommen ist, die einzige, der er glaubt, vertrauen zu können?
Ein interessanter Gedanke, denn vielleicht hat ja Julianne Moore, die sie verkörpert und die nicht gerade eine Veteranin des Actionkinos ist, sieht man von ihrem Auftritt als FBI-Agentin im Ridley Scotts »Hannibal« ab, schließlich Gefallen am Bösen gefunden, ließ sie uns doch gerade erst als bigotte Mutter von »Carrie« erschaudern.
Bis auf einige kurze Zwischenschnitte spielt der Film komplett im Flugzeug und entfaltet dabei ein raffiniertes Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers, wenn die Passagiere angesichts der schließlich lokalisierten (aber nicht entschärfbaren) Bombe an Bord in Panik geraten. Klar, dass der arabisch aussehende Mann, auf den gleich ein Verdacht fällt, sich als freundlicher Helfer erweisen wird, erwartbar auch, dass eine Reihe weiterer Personen im Verlauf der Geschichte ihr wahres Gesicht zeigen. Auch nicht überraschend, dass es am Ende eine Verbindung zum 11. September gibt – die Ängste der Zuschauer sind Teil des Kalküls in diesem höchst kompakten Thriller.