Burgfestspiele Bad Vilbel: »Maria, ihm schmeckt‘s nicht«

Es ist mittlerweile Mode geworden, erfolgreiche Filme auf die Bühne zu bringen.
Und wenn man sie dann noch in die Nähe von Musicals rücken kann, eignen sie sich besonders für die Urlaubs-Atmosphäre einer Freilichtbühne. Und so entschieden sich die Burgfestspiele Bad Vilbel, nach dem großen Erfolg von »Wie im Himmel« im letzten Jahr, diesmal für den gleichnamigen Film nach Jan Weilers Bestseller »Maria, ihm schmeckt‘s nicht!«, den Dirk Böhling nun für die Bühne bearbeitet hat.
War aus Weilers vergnüglicher Ferien-Lektüre mit partiellem Tiefgang schon in Leene Vollmers Leinwandadaption ein belangloses Feelgood-Movie geworden, so ergibt sich die stark zusammengestrichene Bühnenfassung ganz dem Boulevard. Und um dieses Nichts an Handlung über die Runden zu bringen, hat Regisseur Christian H. Voss seine Platten-Sammlung durchgeforstet und hier und da ein Liedchen eingestreut, das die Szene illustriert. So zu Jans (Thomas Zimmer) Heiratsantrag an Sara (Julia-Elena Heinrich) den Beatles-Song »Help« und später in einer mäßig lustigen Elvis-Parodie »Love Me Tender«.
Dazwischen aber geht es erst einmal zur Familienfeier nach Apulien, wo Saras italienischer Vater Antonio (Volker Weidlich) und seine deutsche Frau Ursula (Silke Dubilier) wohnen. Dort lernen sie die schräge Marcipane-Sippe kennen, mit denen besonders Jans nachgereiste Eltern (Kai Möller, Susanne Rögner) ihre Probleme haben. Aber auch alte Familienkonflikte und bedrückende Erinnerungen an ausländerfeindliche Erlebnisse während Antonios Gastarbeiter-Jahren brechen wieder auf.
Aber die werden schnell weggewischt von einem mit überbordender Spiellaune agierenden Ensemble, das die Regie geschickt über alle sich auftuenden Italien-Klischee-Fallen führt. Und wenn es ans Singen geht, da findet man im Publikum einen bereitwilligen Verbündeten, dass sich bei »Volare« mit Mitklatsch-Orgien schon mal in Urlaubstimmung bringt. Am liebsten hätten sie wohl auch mitgetanzt, sind Kerstin Rieds schwungvolle Choreografien doch das Highlight der Inszenierung.

Rolf-Ruediger Hamacher
(über die Generalprobe ohne das Finale mit dem Höhepunkt »Capri-Fischer«)
Foto: © Eugen Sommer
Termine: 1., 2., 18., 19., 20. August, jeweils 20.30 Uhr
www.kultur-bad-vilbel.de

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