Sommerfestival: Dramatische Bühne auf Hochtouren

So kann es weitergehen. Volles Haus und weder Sand- noch Schneesturm im Grüneburgpark in den ersten Wochen. Wär schön, wenn es so bleibt für die Dramatische Bühne im August, der mit den Park-Premieren von »Lulu« und »Der Spieler« aufwartet. Der biografische Blick auf Fjodor Dostojewskis Roulettenburg-Roman (Strandgut 5/2018) und das als »Musical bizarre« servierte Meisterwerk von Frank Wedekind gehören seit April zum Repertoire.
»Lulu« erzählt eine Missbrauchsgeschichte, ist aber mehr noch ein Spiel um Männerphantasien. Die 1913 veröffentlichte »Monstre-Tragödie« brach mit allen Konventionen ihrer Zeit.
Thorsten Morawietz, Texter, Regisseur und Darsteller bereitet »Lulu« als weibliches Sucht-Pendant zu Dostojewskis »Spieler« auf. Es ist das unbändige Verlangen nach Leben, dem sich die »Sternschnuppe der Vergeblichkeit« auf ihrem drogengepflasterten Weg aus der Gosse in die Clubs und in den Ehestand und zurück überlässt. Morawietz hat ihre Stationen als schwülstige Revue inszeniert, in der sich das Cabaret- und Babylon-Berlin der 1920er mit Schnitzlers Wien, dem Fin de Siécle und Brecht’scher Sozialkritik vereint: bunt, skurril und bitterböse im Nachklang.
Katharina Veciana ist eine junggefrustrete Lulu mit bösen Dornen und beachtlicher Stimme, Simone Greiss führt als weiblicher MC mit Zylinder und Netzstrümpfen souverän in Lulus Feuchtgebiete. Morawietz und Sebastian Huther vereinen als Gollwitz und Meininger gleich mehrere Figuren. Die von der Ballade bis Bigband variierende Musik (Hans-Peter Dodel) wird eingespielt, bleibt aber wohldosiert wie der Gesang. (1.-3.8.)
Der »Der Spieler« folgt »Lulu« auf dem Fuß (6./7. 8.), zu den neueren Arbeiten gehört auch die Woyzeck-Version, deren Tambourmajor-Solo allein das Kommen lohnt (8./9.8.).

www.diedramatischebuehne.de

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