Der verlorene Sohn
»Cesars Grill« von Dario Aguirre
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass viele Dokumentarfilmer und -filmerinnen sich selbst als Thema wählen. Wenn es um die eigene Person geht, sind wir schließlich alle Experten, und der allgemeine Mitteilungsdrang scheint ohnehin stärker zu werden.
Dario Aguirre wartet mit einer besonders exotischen Geschichte auf. Vor zehn Jahren verließ er seinen Vater César, der ein Grill-Restaurant in Ecuador betreibt, und kam nach Deutschland, um sich hier als Musiker und Filmemacher zu versuchen. César hat im Lauf der Zeit Schulden über Schulden angehäuft und bittet jetzt den Sohn um Hilfe. Der schickt zunächst Excel-Tabellen, um Vaters Buchhaltung in Ordnung zu bringen, was sich aber als vollkommen sinnlos erweist. So muss Dario zurück in die Heimat fliegen.
Beim Versuch, dem alten Herrn unter die Arme zu greifen, fällt der Filmemacher weniger durch tätiges Anpacken als durch Ratschläge auf. Wenn der Vater das Fleisch schneidet, diskutiert Vegetarier Dario mit ihm. Auch wenn sich César nur ungern herein reden lässt, kommt es allmählich zu einer Annäherung von Vater und Sohn. Und Dario fährt auch zu seiner Mutter, die César verlassen hat und ihren Sohn bewundert, weil er dies schon viel früher geschafft hat.
Familie kann eben anstrengend sein, auch in Lateinamerika. Doch durch die Rückkehr des verlorenen Sohns kommt die Familie wieder zusammen, und plötzlich geht es nicht mehr nur um das unrentable Grillrestaurant, sondern um Akzeptanz und Respekt. Und das ist allemal einen Film wert.