»Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch« am Staatstheater Wiesbaden

Maledictus Made steigt direkt aus der Hölle auf. Das wird zwar explizit nicht gesagt. Doch wie er sich da im Rauch der Flammen nach oben schiebt, zusammen mit den drei hämisch lachenden Musikern, gehüllt in eine weiße Steppjacke, die ihn so weichlich-weiß wie seine Nachnamensgeber aussehen lässt, besteht kein Zweifel daran. Der unangenehme Typ mit der Sonnenbrille auf der Nase ist gekommen, um Unheil zu verkünden: Beelzebub Irrwitzer, bei dem er als unangemeldeter Gast erscheint, hat im ablaufenden Jahr nicht genug Böses angerichtet; der Magier soll deshalb um Mitternacht, wenn der Silvester- in den Neujahrstag übergeht, persönlich gepfändet werden. Man kann erahnen, was das für den Betroffenen bedeuten würde.
»Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch«, der dem Gewarnten Abhilfe verspricht, ist auch der Titel eines Buches des begnadeten Märchenerzählers Michael Ende und das Werk, das das Wiesbadener Staatstheater mit seinem auf Familienstücke spezialisierten Just-Ensemble als Weihnachts- oder in dem Fall besser: Jahresfinal-Produktion auf die Bühne des Großen Hause bringt. Regisseurin Hanna Müller ist dabei in dem prächtigen Saal eine erneut bezaubernde und gleichermaßen witzige Version der Geschichte gelungen. Die beiden Tiere, die die Welt vor dem Unglück bewahren wollen, das Irrwitzer (Jan-Emanuel Pielow) und seine Tante Tyrannja Vamperl (Sophie Pompe) planen, um selbst die Köpfe aus der Schlinge zu ziehen, der Kater Maurizio di Mauro (Sherwin Douki) und der Rabe Jakob Krakel (Maurizia Bachnick), bewegen sich am Boden wirklich wie die vorbildlichen Tiere: anmutig und anschmiegsam der eine, ruckend und tapsend, mit angelegten Flügeln, der oder die andere. Bei den Kindern im Publikum versprechen aber noch eher die Luftnummern Begeisterung und die Gesangseinlage von Sankt Silvester (Lucas Janson in einer Doppelrolle), bei dem die beiden Helden schließlich Hilfe finden: Der elegante Herr stimmt oben im Turm des Münster zur Livemusik Robbie Williams‘ »Angel« an: »I sit and wait«, in seinem Fall darauf, endlich die Glocken für den Jahreswechsel läuten zu können.
Natascha von Steiger hat für das Schauspiel ein schwarz-weißes, steil nach hinten aufsteigendes Bühnenbild entworfen, eine ramponierte Brücke in den Abgrund, über der ein moderner Leuchtring als Mond schwebt. Nina Gundlach ist für den wilden und bunten Kostümmix verantwortlich, der den Charakter der Figuren unterstreicht. Kurzweilig vergehen die knapp 80 Minuten, der eine oder andere Feuereffekt sorgt für besondere Höhepunkte. Bei allem Entertainment bietet der Plot aber auch Lehrreiches, denn schon als vor mehr als 35 Jahren das Original entstand, verknüpfte der Autor dieses mit wichtigen Botschaften, was die kritische Situation der Erde in Zeiten des Klimawandels betrifft. Und dass es in dieser Hinsicht kurz vor Zwölf ist. »Punsch aller Pünsche, erfüll meine Wünsche«, heißt es am Ende immer wieder. Die beiden Hexenmeister verbinden diesen Spruch mit viel Gutem, in dem Glauben, das brodelnde Getränk würde genau das Gegenteil bewirken. So kommt ausgiebig zur Sprache, wie schön alles im Idealzustand sein könnte. Für die jüngsten Zuschauer, die laut Empfehlung sechs Jahre alt sein sollten, dürfte manches noch schwer zu verstehen sein. Dem phantastischen Vergnügen tut das jedoch keinen Abbruch.

Katja Sturm / Foto: © Maximilian Borchardt
Termine: 1., 5., 7., 10.–16., 18.–21., 23., 25.–31. Dezember, untersch. Zeiten
www.staatsheater-wiesbaden.de

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