Comic- und andere Nächte
Dramatische Bühne: Freilichtfestival 2013
Es hat schon etwas Heimeliges, auf einer Frankfurter Bühne mit einer Kulisse konfrontiert zu werden, die schmuddeliges Nachtleben in finsteren Hochhausschluchten verheißt. Das T-Shirt »Hauptstadt des Verbrechens« wird schließlich mit einigem Stolz getragen in der Stadt. Wenn die Dramatische Bühne auf ihrem legendären Sommerfestival im Grüneburgpark zur »Langen Comicnacht« mit der Realsicht auf die Skyline aufwarten kann, dann ist das wohl kaum mehr zu toppen.
Für seine jüngste Arbeit, die aus drei Episoden besteht, hat Thorsten Morawietz, der Maestro des Bockenheimer Ensembles, drei US-amerikanische Vorlagen aus den Vierzigern genutzt, die sich bestens in das Beton-Environment fügen. Dem Fledermausmann aus Gotham City und dem Ex-Sträfling Marv aus Basin City, der Sündenstadt Sin City, ist das Heimspiel sicher, doch auch Flash Gordon, der dritte im Comics-Bunde, ist in seiner metrosexuellen Ausstrahlung eher der Großstadttyp.
Versprochen ist eine actiongeladene Kostümorgie in Großbesetzung im staufrei zelebrierten Hochreimsprachduktus des Hauses. Mit Simone Greiß, Sarah Kortmann, Sebastian Huther und Julian König stehen Morawietz dafür bewährte Teamplayer zur Seite, die im fliegenden Rollenwechsel einen überbordenden Text- und Bilderparcours im Höchsttempo stehen. Und mit den »Kindern des Olymps« kann er sich einer immer besser werdenden Laientruppe bedienen, die längst ein tragendes Element der Inszenierungen ist.
Natürlich kommt es zum Showdown zwischen dem Fledermausmann und Joker sowie dem Doppelgesicht, wenn auch mehr mit Stand- als mit Stunt-Szenen. Selbstverständlich gerät der Milieu-Macho Jack Rafferty in der bleihaltigen Luft von Sin City zwischen die Fronten von Cops & Crime. Und ohne Frage will der »Retter des Universums« in seinem Kampf gegen den Tyrannen Ming auf dem Planeten Mongo vor allem seiner Traumfrau Casey imponieren, selbst vor dem Planet des Affen und der Giftmischerin Poison Ivy macht er für sie nicht halt: »Ach, Flash! Ach, Casey!«.
Im Reigen der 26 Produktionen (!), die es zwischen dem 28. Juni und dem 18. August an 52 Abenden im Grüneburgpark zu sehen gibt, gehört die »Lange Comicnacht« (28. und29. Juli) zu den aufwändigsten Stücken. Eine Parkpremiere steht im Juli auch für »Maria Stuart« (17., 18., 19.) an, die im Strandgut 01/2013 bereits wärmstens empfohlen wurde.