Dramatische Gedichte mit Musik

Der Philharmonische Verein Frankfurt, wohl eines der ältesten Amateurorchester der Stadt, stellt sich zum 190. Jubiläum mit einem Sonderkonzert im schönen Casals Forum in Kronberg vor. Die Programme vergangener Jahre haben gezeigt, dass dieses Orchester längst über den Status eines Laienensembles hinausgewachsen ist. Besteht es doch aus mehrheitlich hoch motivierten Freizeitmusiker*innen, die sich demokratisch selbst »verwalten« und ihre Konzertprogramme gemeinschaftlich entscheiden. Unterstützt von Profis – und seit 1982 penibel mit den aufzuführenden Werken vertraut gemacht von Armin Rothermel, der sich auch als musikalischer Leiter der Kammeroper Frankfurt und des von ihm gegründeten Orfeo-Chors längst einen profunden Namen gemacht hat. Dem Jubiläumskonzert wurde der Titel »Rhein und mehr: Dunkelheit und Licht« gegeben: das modische » … und mehr« mag sich darauf beziehen, dass zwei großformatige Kompositionen von Robert Schumann (Manfred-Ouvertüre und die Rheinische Sinfonie), das zweite Cellokonzert eines anderen Komponisten, Camille Saint-Saens, umrahmen. Dieses enorm virtuose Werk aus dem Jahr 1909 steht (zu Unrecht?) im Schatten des populären ersten Cellokonzerts. Wohl auch wegen seiner ungewöhnlichen Zweisätzigkeit: auf einen lyrischen ersten Satz mit Kadenz folgt ein wahrer musikalischer Parforceritt für den Cellisten. Und das ist der junge Katalane Roger Morelló Ros.
Das »dramatische Gedicht« um einen romantischen Träumer Manfred, der versucht, durch Geisterbeschwörung aus seinem tiefen Weltschmerz nach dem Tod seiner geliebten Halbschwester Astarte (Inzest!) Vergessen zu erlangen, ist aus der Feder des Lord Byron. Robert Schumann hat daraus ein dreiteiliges Melodram für Erzähler und Orchester geschaffen, das leider kaum noch Aufführungen erfährt. Die Ouvertüre op. 115 nimmt thematisch einige Gedanken des »dramatischen Gedichts mit Musik« auf.
Robert Schumann hat, so wird erzählt, nach dem Umzug aus Sachsen an den Rhein nach Düsseldorf seine 3. Sinfonie in einem wahren Schaffensrausch komponiert und beschreibt, wenn man so will (siehe Thema des Konzerts), einen romantischen Weg von »der Dunkelheit zum Licht«.

Foto: Der Philharmonische Verein Frankfurt, © PhV Frankfurt
Termin: 22. Februar, 19.45 Uhr
Casals Forum Kronberg
www.phv-frankfurt.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert