Es ist ja immer so: Neues Jahr, neue Bilder.
In den Museen ist das Futter für die Augen in den kommenden Monaten ganz exquisit und ausgesprochen vielfältig zusammengestellt worden:
Den Beginn macht das Museum für Angewandte Kunst mit einer »Welt im Fluss«. Die Ausstellung beschäftigt sich analog zu Hokusais »Große Welle« mit den Spuren des Vergänglichen und der Fragilität des Daseins im Spiegel der japanischen Kunst. Das Unwägbare ist darin über die Jahrhunderte hinweg ein bestimmender, stets wiederkehrender Topos. In ihrer besonderen Ästhetik, in der Naturkatastrophen wie Erdbeben und Flutwellen oft im Mittelpunkt stehen, betont sie die Zerbrechlichkeit des Lebens. Neben der Präsentation von kostbaren Sammlungsbeständen, Holzschnitten, Lackarbeiten und Gemälden, findet auch die aktuelle Gegenwartskunst ihren Platz. (Ab 31.1.)
Es folgt das deutsche Architekturmuseum mit einer Präsentation des DAM Preis 2025. Vorgestellt werden (noch in der Dependance im Ostend) 23 Bauensembles aktueller deutscher Architektur und Projekte deutscher Architekturbüros im Ausland, die sich besonders um Innovation bemühen, darunter Verwaltungs- und Kulturbauten und Gebäude für Bildung und Soziales. Ganz stark wird es auch um Wohnungsbau gehen und um die Frage, wie man bestanderhaltend arbeitet, wie transformiert oder umgebaut werden kann. (Ab 1.2.)

Weniger beachtete Facetten aus seinem Oeuvre zu präsentieren, haben sich die Opelvillen für den berühmten Pressefotografen Robert Lebeck (1929–2014) vorgenommen. Das wird gar nicht so einfach sein, gehören seine Fotoreportagen doch zum repräsentativen Bilderfundus der deutschen Öffentlichkeit, seine Fotos haben Persönlichkeitsfacetten von Willy Brandt und Romy Schneider geradezu mit der Kamera miterfunden. Auch seine sozialpolitischen Reportagenfotos stehen neben Themenblöcken zu Elvis Presley und Maria Callas im Mittelpunkt von »Hierzulande«. (Ab 9.2.)
Kostbarkeiten aus seinem Fotoarchiv breitet das Städel in seiner Schau »Frankfurt forever!« aus. Gezeigt werden in einer ersten umfassenden Einzelausstellung Arbeiten des Architekturfotografen Carl Friedrich Mylius (1827–1916). Im Zentrum der Fotografie des Frankfurters stand seine Heimatstadt, und hier vor allem die im zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörte Altstadt, von der auf diese Weise quasi dokumentarisches Bildmaterial erhalten geblieben ist. Aber auch die wachsende Urbanität hatte er im Blick. (Ab 12.2.)
Einen größeren Kontrast zur zweiten Ausstellung im Frühjahr kann man sich kaum vorstellen: sie gilt Annegret Soltau, eine ganz explizit und provokant agierende feministische Multimedia-Künstlerin. Ihr Eintritt in den Kunstkosmos markieren die 1970er Jahre, als hier sowieso alles von politischem Aufbruch bestimmt war – und vor allem das Frauenbild. Überkommene Methoden hatten ausgedient, um »Frau-Sein« einzufangen, sie übernäht Fotos, collagiert, performiert, markiert Verletzungen. (»Unzensiert«, ab 8.5.)
Die Kunststiftung DZ Bank stellt Andreas Mühe unter dem Titel »Im Banne des Zorns« vor und zeigt Werke aus seiner 20-jährigen Schaffenszeit von 2004–2024. Mit der Bundeszentrale für politische Bildung soll ein Dialog über demokratisches Handeln erarbeitet werden. (Ab 26.2.) Die sich im Juni anschließende Sommerausstellung wird sich mit »Kybernetik. Vernetzte Systeme« beschäftigen. Dabei sollen Natur, Kommunikation und Technik betrachtet werden, um die Grundlage kybernetischer Prinzipien verstehen zu können. (Ab 4.6.)
»Venus mit Amor als Honigdieb« ist ein ganz wunderbares Gemälde von Lucas Cranach d. Ä., und es schmückt von März an ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt des Museum Wiesbaden. Unter dem Titel »Honiggelb« wird zum einen »Die Biene in der Kunst – von der Renaissance bis zur Gegenwart« anhand von 140 Exponaten vorgestellt (u.a. Leihgaben vom Rijksmuseum und vom Victoria & Albert Museum), zum anderen wird dem geflügelten Insekt eine kulturhistorische und naturkundliche zweite Schau gewidmet, dessen Spuren sich über 14.000 Jahre Menschheitsgeschichte rund um den Erdball hinweg erstrecken. Die Biene als Erzeugerin vom Heil-, Sucht- und Süßungsmittel in all ihren Facetten wird in Wiesbaden also von Grund auf gewürdigt. (Ab 7.3.)
Auch das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg versenkt seinen Blick immer wieder in die Natur und fördert dabei ganz Erstaunliches zutage. Einer Neubewertung von Pflanzen gilt diesmal seinem Interesse. Was wäre, wenn wir Pflanzen als Mit-Wesen erkennen, die die Umwelt mitgestalten, die lernen und empfindungsfähig sind? Was folgert daraus für unser Verhalten? Dieser Frage geht es in der Ausstellung »Pflanzengespür« nach, wie immer in einem überraschenden Mix aus kulturhistorischen, literarischen, politischen und künstlerischen Positionen. (Ab 16.3.)
In der dritten Etage des Rothschild-Palais wird vom 21. März an der aus Frankfurt stammende Maler Leo Maillet (1902–1990) gewürdigt werden. Das Jüdische Museum Frankfurt holt hier einmal mehr einen Künstler ans Licht, dessen Biografie unter der Nazi-Herrschaft zersplitterte. Schüler von Max Beckmann am Städel, konnte er sich nach mehreren Fluchtversuchen in Frankreich als Grafiker und Fotograf durchschlagen, später gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Zerbrochene Spiegel werden zu seinem Ausdrucksmittel, um die gebrochene Identität von verfolgten Künstlern im Exil einzufangen. Die Kabinettausstellung lenkt die Aufmerksamkeit auf seine Selbstbildnisse.

»Entfesselte Bilder« nennt das Deutsche Filmmuseum seine für den April anberaumte neue Sonderausstellung, ein sagenhaft Neugier weckender Titel. Darin wird es um sogenannte »Plansequenzen« gehen, also um scheinbar ungeschnittene Filmeinstellungen, die sich durch ungewöhnlich dynamische Kamerafahrten auszeichnen. Ein künstlerisches Stilmittel, welches in der Stummfilmzeit erschaffen und bis zu den One-Shot-Filmen heute sehr präsent ist. Das Ganze eingerichtet in einer labyrinth-haften Ausstellungsarchitektur. (Ab 2.4)
»And this is us« formuliert selbstbewusst der Frankfurter Kunstverein stellvertretend für seine Protagonist*innen die Schau zur Präsentation neuer aktueller Kunst in Frankfurt und Rhein Main. Dabei wird ihnen, Absolvent*innen der Städelschule, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und der Kunsthochschule Mainz eine nationale Plattform geboten, ihre Projekte und Positionen vorzustellen. Es gibt kein Thema, kein Motto, keine Ordnung, im Mittelpunkt stehen die Künstler. (Ab 1.5.)