Dresden Frankfurt Dance Company präsentiert dreiteiligen »Zeitgeist Tanz«

»Good Old Moone« war schon einmal zu sehen. Damals, im Frühjahr, als die Coronavirus-Pandemie Theaterbesuche verhinderte und dadurch das Streaming-Angebot einen immensen Aufschwung erfuhr. Die Dresden Frankfurt Dance Company zeigte das der US-amerikanischen Sängerin Patti Smith gewidmete Stück des Hannoveraner Ballettchefs Marco Goecke im Internet als Hälfte eines zweiteiligen Abends. Es ist eine nervöse Choreografie. Die Tänzerinnen und Tänzer wirken getrieben von den eigenen Emotionen oder einem inneren Kribbeln.
Zu einem anfänglichen Rasseln vermag es ein einzelner nicht still zu stehen. Immer wieder machen sich Körperteile selbstständig, reißen das gesamte System mit sich. Die Hände greifen, flattern, kratzen. Das Publikum hat es bei diesem Anblick nicht leicht, selbst ruhig zu bleiben. Die Überspannung ist durchgehend spürbar. Die Musik im Hintergrund wird weicher, Patti Smith‘ Stimme erklingt. Paare entstehen, Trios auch, die sich spiegeln, Bewegungen aufnehmen, ergänzen. Der Nebel, der über die Bühne wabert, wird dichter. Die Intensität der sehr speziellen Choreografie verändert sich kaum, schlägt nur in kleinen Amplituden aus. Das Ensemble bleibt sowieso bodenständig und verzichtet auf Hebungen oder Flüge.
Was schon auf dem PC beeindrucken musste, dürfte jetzt, in einer Live-Version, noch eine größere Wirkung entfalten. Gelegenheit, das auszutesten, bietet der Dreiteiler »Zeitgeist Tanz«, mit dem die famos ausgebildeten Bewegungskünstler nach einem Ausflug in den Sommerbau am Kaiserlei, bei dem fünf von ihnen unter dem Titel »Traces« eine selbst kreierte Spurensuche im Bereich der Tanzsprache präsentieren durften, in ihre angestammte Spielstätte im Bockenheimer Depot zurückkehren. Ihr künstlerischer Direktor Jacopo Godani hat dafür auch noch eine eigene Schöpfung ausgeheckt. In »Bach Off!« beschäftigt er sich mit der Frage, wie man klassisches Kulturgut auf die Gegenwart projiziert, ohne dass es an seinem unvergleichbaren Wert verliert. Der Cellist Petar Pejčić interpretiert dafür Suiten des titelgebenden Komponisten. Als Auftakt gibt es ein Wiedersehen mit einem der großen Werke von Godanis Vorgänger William Forsythe. In »Quintett« zur Musik von Gavin Bryar verschmelzen die Tänzer zu einem einzigen, an Dynamik und Kraft zunehmenden Fluss. Der mittlerweile 71 Jahre alte New Yorker schätzt das Stück als eine seiner persönlichsten Choreografien, denn er schuf es 1963 als Hommage an seine damals im Sterben liegende Frau Tracy-Kai Maier. Es ist zum Meilenstein des zeitgenössischen Tanzes geworden. Die Kombination ermöglicht einen interessanten Vergleich der Gabe von Forsythe mit dem Können Godanis.

Katja Sturm (Foto: Dominik Mentzos)

Termine: 21.–23., 28.–30. Oktober, 20 Uhr; 24., 31. Oktober, 18 Uhr
www.dresdenfrankfurtdancecompany.com

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