Allein leben ist Mist
»Gloria« von Sebastián Lelio
Gloria ist geschieden, sie lebt allein in Santiago de Chile. Ihre Kinder sind längst erwachsen und stehen auf eigenen Beinen. Aber Gloria, die man wohlmeinenden als eine Frau in den besten Jahren beschreiben kann, will nicht allein bleiben. Sie geht auf Partner-Suche zum Senioren-Tanz. Ziemlich auffällig ist sie auf Anschluss aus. Denn Gloria ist eine temperamentvolle Südamerikanerin, die ihren Gefühlen freien Lauf lässt.
Bald findet sich auch ein Kandidat. Rudolfo, ein Gentleman der alten Schule, scheint genau der Richtige zu sein. Doch die alten Bindungen erweisen sich als erstaunlich fest. Bei einem Familienfest von Gloria fühlt sich Rudolfo ausgeschlossen, und Rudolfos ehemalige Ehefrau ersinnt sich eine Notlage nach der anderen, um ihn zu Hilfe zu rufen. Weil im Inneren des Machos eben doch ein weicher Kern steckt, eilt er unter Ausflüchten und Tricks zu der Ex. Das sind keine guten Aussichten für das neue Paar, aber für den Film, der mit der Zeichnung seiner Charaktere glänzt.
Allen voran natürlich die Titelheldin, die von Paulina García mit viel Einsatz und Power verkörpert wird. Sie erspielte sich so überzeugend die Sympathie des Publikums der Berlinale, dass sie schon vor der Bärenverleihung als Siegerin in der Kategorie Beste Darstellerin praktisch feststand. Aber auch Sergio Hernández überzeugt mit seiner Interpretation des Rudolfo, eines Mannes, den immer das schlechte Gewissen zu plagen scheint. Abgerundet wird dieses Feelgood-Movie durch den Hit »Gloria« von Umberto Tozzi, der einem noch lange Zeit im Ohr bleibt.