Ein Populist ist, vom Wortsinn her, jemand der zur Erhaltung oder Vergrößerung seiner wie immer gearteten Macht dem »Volk aufs Maul schaut« und dessen Reden als die eigenen übernimmt oder ausgibt.
In der heutigen Polit- und Medienlandschaft wird als Populist jedoch einer bezeichnet, der eine Meinung vertritt, die vom »ideellen« Mainstream um mehr als ca. 5% nach rechts oder 15% nach links abweicht. Genau genommen also einer, der tatsächlich eine »eigene« Meinung hat. Jemand der, statt Mainstream Sentenzen nachzuplappern wie »Scheitert der Euro, dann scheitert Europa«, statt dessen vielleicht sagt: »Wenn überhaupt, dann wird Europa am Euro scheitern«. Cogito ergo populistico!
Die genannten Abweichungstoleranzen markieren gleichzeitig die tatsächlichen Grenzen der »freien Meinungsäußerung«. Jenseits dieser Grenzen wird man womöglich aus seiner sozialen Gruppe ausgestoßen, weswegen viele auf abweichende Äußerungen verzichten. Sollen diese doch geäußert werden, marschieren die jeweiligen Gegendemonstranten auf, die einen bereitwillig und zur Not auch mit Gewalt daran zu hindern suchen.
Die Gegendemonstrationen werden medial und »politikerial« gutgeheißen – soweit man sie eher dem linken Spektrum zuordnen kann, denn unser Herz schlägt links. Aber doch nicht so weit links, daß man problemlos Herrn Ramelow als Landesvater begrüßen könnte, gewählt hin, ernannt her.
Alle übrigen Äußerungen, auch die, die man nicht versteht, werden vorsichtshalber verdammt. Es ertönen Aufrufe, den betreffenden Leuten – etwa von »Pegida«, »Frigida« (bei Greser&Lenz) oder der AfD – die »Maske vom Gesicht zu reißen«, wobei sich fragt, was die Herunterreißer hinter der Maske vermuten.
Was z.B. hat Claus Kleber vom »heute journal« hinter der »Maske« von Herrn Juncker von der »Europäischen Kommission« vermutet, als er ihn fragte, ob man mit seiner Ernennung nicht »den Bock zum Gärtner« gemacht habe? Was hätten Sie, geehrte Leser, denn an Junckers Stelle geantwortet – außer »Bin nicht Bock noch Gärtner und nicht schön«, kann »ungeleit‘ nach Hause gehen«?
Der Verdacht drängt sich auf, daß Herr Juncker einfach nur vorgeführt werden sollte, um zu beweisen, was für ein prima Journalist der Herr Kleber ist. Die Antwort auf seine Frage hat Kleber von vornherein nicht interessiert. Er war nur auf irgendeine Reaktion aus, mit der er den Mann in die Pfanne hätte hauen können. Wie das ein prima Journalist heute halt so macht.
Glücklicherweise lief danach in hr 3 »50 Jahre Blauer Block«. Hat mich versöhnt – bißchen traurig nur die »The Way We Were«-Stimmung danach.
Danke! Endlich bringt es jemand auf den Punkt!
„In der heutigen Polit- und Medienlandschaft wird als Populist jedoch einer bezeichnet, der eine Meinung vertritt, die vom »ideellen« Mainstream um mehr als ca. 5% nach rechts oder 15% nach links abweicht. Genau genommen also einer, der tatsächlich eine »eigene« Meinung hat.“